Unkrautvernichter:Zahl der Glyphosat-Kläger gegen Bayer steigt drastisch

Unkrautvernichter Roundup von Monsanto mit dem Inhaltsstoff Glyphosat

Mit 42 700 Klägern hat es Bayer im Fall des Unkrautvernichters Glyphosat mittlerweile zu tun.

(Foto: Regis Duvignau/REUTERS)
  • Die Zahl der Glyphosat-Kläger gegen Bayer ist von etwa 18 400 im Juli auf mittlerweile etwa 42 700 hochgeschnellt.
  • Der Konzern macht für den Anstieg die vermehrte Fernsehwerbung der Kanzleien verantwortlich, die sich mit dem Fall beschäftigen.
  • Die Bayer-Aktie startet mit einem leichten Plus in den Tag.

Bayer sieht sich mit einer immer größeren Prozesslawine wegen des Unkrautvernichters Glyphosat konfrontiert: In den USA steht der Konzern inzwischen wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Herbizids etwa 42 700 Klägern gegenüber. Das sind drastisch mehr als noch im Juli. Damals waren es etwa 18 400 Kläger.

Der Anstieg liegt auch daran, dass die auf solche Klagen spezialisierten Kanzleien ihre Fernsehwerbung in den USA zuletzt deutlich hochfuhren. Bayer-Chef Werner Baumann sagte, alleine von Juli bis September hätten Klägeranwälte dafür "mehr als 50 Millionen Dollar" ausgegeben. "Das ist etwa doppelt so viel wie in der gesamten ersten Hälfte dieses Jahres. Die Zahl der Klagen sagt allerdings nichts über deren Begründetheit aus."

Aktie legt trotz der neuen Klagen zu

Der Konzern hat die ersten drei Verfahren in erster Instanz allesamt verloren. Bayer sei weiterhin überzeugt, gute Argumente zur Verteidigung gegen die erhobenen Ansprüche zu haben, und beabsichtige, "sich in den Berufungsverfahren gegen die drei erstinstanzlichen Urteile und in allen weiteren zukünftigen Verfahren entschieden zur Wehr zu setzen", hieß es außerdem vom Konzern.

An der Börse hat die Bayer-Aktie am Mittwochmorgen überraschend zugelegt. Der Kurs stieg zu Handelsbeginn um knapp zwei Prozent. Zumindest die Anleger scheint die sprunghaft angestiegene Zahl der Kläger also vorerst nicht stark zu beunruhigen.

Bayer hatte die Firma Monsanto im Sommer 2018 für mehr als 63 Milliarden Dollar übernommen. Allerdings eilt dem Saatgut- und Agrochemiekonzern aus St. Louis ein miserabler Ruf voraus. Er stellt den Unkrautvernichter Roundup her, der den umstrittenen Wirkstoff Glyphosat enthält. Kläger machen ihn für Krebserkrankungen verantwortlich. Die Internationale Krebsforschungsagentur IARC, eine Behörde der Weltgesundheitsorganisation, stuft Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" ein.

Bayer bestreitet bei "sachgerechter Anwendung" einen Zusammenhang zwischen Glyphosat und Krebserkrankungen. Seit der Übernahme verlor die Bayer-Aktie zudem mehr als ein Drittel an Wert.

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