Glyphosat:Bitterer Rückschlag für Bayer

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Bayer-Fabrik in Wuppertal: Das Unternehmen musste gerade eine Schlappe vor dem Obersten Gericht der USA einstecken. (Foto: Ina Fassbender/AFP)

Das oberste US-Gericht lehnt den Revisionsantrag des Konzerns im Glyphosat-Fall Hardeman ab. Das Urteil ist nun rechtskräftig. Bayer muss 25 Millionen Dollar zahlen.

Von Elisabeth Dostert

Schwere Schlappe für den Chemie-und Pharmakonzern Bayer. Das Oberste Gericht der USA nimmt den Revisionsantrag des deutschen Konzerns im Fall des kalifornischen Klägers Edwin Hardeman nicht an. Die Ablehnung hatte sich abgezeichnet, nachdem Mitte Mai Generalstaatsanwältin Elizabeth Prelogar, die die US-Regierung vor dem Supreme Court vertritt, dem Gericht von der Annahme des Antrags abgeraten hatte. Die Aktie von Bayer reagierte mit deutlichen Abschlägen von mehr als vier Prozent auf die Entscheidung des Obersten Gerichtes, erholte sich dann aber.

Bayer zeigte Unverständnis. "Wir können die Ablehnung des Falls Hardeman durch den Supreme Court nicht nachvollziehen", teilte das Unternehmen am Nachmittag mit. Die Entscheidung untergrabe die Verlässlichkeit von Regulierungsentscheidungen für Unternehmen, weil sie zulasse, dass jeder einzelne Bundesstaat der USA unterschiedliche Gebrauchshinweise verlangen könne. Die Entscheidung beende zwar den Fall Hardeman, aber es gebe weitere Fälle - auch zu Roundup - bei denen der Supreme Court der Frage nachgehen muss, ob Bundesrecht Vorrang hat vor regionalem Recht. Bayer hatte gehofft, dass das Oberste Gericht den Fall annimmt und zugunsten von Bayer entscheidet und Bundesrecht Vorrang hat. Aus Sicht von Bayer wären damit die Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA effektiv und weitgehend beendet gewesen. Das ist nun nicht der Fall.

Das Urteil im Fall Hardeman ist jetzt rechtskräftig. Bayer muss ihm insgesamt 25 Millionen Dollar zahlen. Die ursprüngliche, von einem Geschworenengericht 2019 zugesprochene Summe lag bei gut 80 Millionen Dollar. Sie wurde aber dann später vom zuständigen Richter aus formalen Gründen deutlich gekürzt. Wie Tausende andere Menschen in den USA hatte Hardeman das glyphosathaltige Mittel Roundup für seine Krebserkrankung verantwortlich gemacht. Hardeman hatte das Pestizid jahrelang eingesetzt. Mit der Mehrzahl der Kläger konnte Bayer Vergleiche schließen, sie kosten das Unternehmen insgesamt Milliarden. Den Ärger hatte sich der Dax-Konzern mit der Übernahme der US-Firma Monsanto im Jahr 2018 eingehandelt.

Im vergangenen Jahr hatte Bayer für den Fall, dass das Oberste Gericht die Revision nicht annimmt oder im Sinne der Kläger urteilt, Vorsorge getroffen und zusätzliche Rückstellungen in Höhe von 4,5 Milliarden Dollar gebildet. Es werde erwartet, schreibt Bayer in seiner Stellungnahme, dass der Supreme Court "demnächst" darüber entscheidet, ob es den Antrag von Bayer annimmt, den Fall des Ehepaares Pilliod zu überprüfen. Der Fall Carson befinde sich gerade in der Berufungsinstanz, nachdem ein Bundesgericht geurteilt habe, dass Klagen aufgrund angeblich fehlender Warnhinweise in einzelnen Bundesstaaten durch Bundesrecht ausgeschlossen sind.

Es ist der zweite Rückschlag für Bayer binnen weniger Tage. In der vergangenen Woche wies ein Bundesgericht die US-Umweltbehörde EPA an, die Gesundheitsrisiken von Glyphosat erneut zu überprüfen. Das Gericht stufte die Bewertung der EPA, wonach der Wirkstoff Glyphosat im Unkrautvernichter Roundup keine besondere Gefahr für Menschen darstelle, als zweifelhaft ein. Die EPA hatte das Pestizid zuletzt 2020 überprüft und an ihrer Linie festgehalten, dass es bei korrektem Gebrauch kein Gesundheitsrisiko darstelle. Das Gericht störte sich in seinem Urteil besonders daran, wie die EPA begründete, dass Glyphosat nicht krebserregend sei. Die zugrunde liegende Analyse sei "fehlerhaft" und stehe teilweise nicht im Einklang mit den Leitlinien der Behörde. Bayer hatte seinen Standpunkt, dass Glyphosat bei ordnungsgemäßer Anwendung nicht gefährlich sei, stets auch mit den Studien der EPA begründet und diese auf seiner Internetseite ausführlich veröffentlicht.

Es gab allerdings auch aus Sicht von Bayer gute Nachrichten in den vergangenen Tagen. Bei einem Verfahren im Bundesstaat Oregon erzielte der Konzern nach eigenen Angaben einen weiteren Erfolg. Bayer habe nun die letzten vier US-Prozesse mit Klägern, die Glyphosat für Krebserkrankungen verantwortlich machen, für sich entschieden.

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