Globalfoundries:Silizium für die Massen

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Staub unerwünscht: Mitarbeiter in Schutzanzügen in einem Reinraum beim Chiphersteller Globalfoundries in Dresden.

(Foto: Globalfoundries)

Chipfertiger gibt es weltweit nur fünf. Globalfoundries ist einer davon. Und will kräftig wachsen, auch in Deutschland.

Von Helmut Martin-Jung

Man nennt sie Hidden Champions. Firmen sind das, die man nicht kennt, die aber wichtige Dinge herstellen. Tom Caulfield gefällt das gar nicht. Der Chef von Globalfoundries hält seine Firma nicht bloß für wichtig, sondern für superwichtig. Nicht ganz zu Unrecht: Fast nichts mehr läuft heute ohne Computerchips, die aber werden letztlich von nur noch fünf Firmen gefertigt - Globalfoundries mit einem ihrer insgesamt acht Standorte in Dresden ist die zweitgrößte davon.

Die Bedeutung des deutschen Standortes wird künftig noch wachsen. Caulfield hat Globalfoundries enorm umgekrempelt, hat sich von nicht profitablen Geschäften und auch von zwei Fabriken getrennt und setzt in seiner Strategie auf das mutmaßlich attraktivste Geschäftsfeld - Chips für Spezialanwendungen etwa fürs Internet der Dinge oder für Autos, die ja auch mehr und mehr rollenden Computern ähneln. Dass Caulfield trotzdem mit gutem Recht von Wachstum sprechen kann, liegt auch daran, dass in Dresden noch genügend Platz für die Erweiterung der Produktionskapazitäten ist.

Geht die Strategie auf, will Globalfoundries in ein bis drei Jahren auch an die Börse gehen. "Wir wollen unabhängiger werden", sagt Caulfield. Das Unternehmen gehört zurzeit mehrheitlich einem Staatsfonds aus Abu Dhabi. Außerdem soll durch den Börsengang auch das Geld für weiteres Wachstum in die Kassen kommen. Denn das Foundry-Geschäft ist eines, bei dem vor dem Erfolg hohe Investitionen in die Anlagen stehen.

Dass es nicht schaden kann, eine solche Firma in Europa zu haben, das hätten mittlerweile auch die Politiker in Berlin und Brüssel erkannt, sagt Caulfield. Die Bedingungen in Dresden beurteilt er positiv. Es gebe ein gutes Umfeld mit Förderung durch das Land Sachsen, aber auch hervorragende Forscher an der TU Dresden, im belgischen Leuven und anderen Unis.

Explizit verabschiedet hat sich Globalfoundries davon, Chips mit immer noch feineren Strukturen zu produzieren. In diesem Rennen mitzuhalten, wäre erstens zu teuer, zweitens zu wenig lukrativ gewesen, glaubt Caulfield. "75 Prozent des Marktes brauchen solche Chips überhaupt nicht", sagt er. Auf dieser Annahme basiert denn auch die neue Ausrichtung des Unternehmens mit seinen insgesamt 16 000 Mitarbeitern.

Aus der Chip-Industrie ist ein ziemlich kompliziertes Geflecht geworden, in dem die Aufgaben an Spezialisten vergeben werden. Man kennt die Endgeräte, Smartphones, Bluetooth-Kopfhörer oder Fernseher. Doch mit Ausnahme von Samsung fertigt keiner der Hersteller mehr selbst die dafür nötigen Halbleiter. Den schwierigen Prozess der Herstellung überlässt man den Foundries, den fünf verbliebenen Chipfertigern. Und sogar unter diesen gibt es nur noch zwei, die darum wetteifern, Chips mit immer kleineren Strukturen herzustellen - TSMC und Samsung.

Längst ist man in der Branche bei Nanometern angekommen. Die derzeit avanciertesten Chips für den Massenmarkt haben Strukturbreiten von sieben Nanometern. Das ist unvorstellbar klein, der Durchmesser eines menschlichen Haares beträgt etwa 10 000 Nanometer. Bei Globalfoundries will man auf absehbare Zeit nicht weiter heruntergehen als zwölf Nanometer. "Der Wert einer Technologie bemisst sich nicht bloß daran, wie wenige Nanometer dabei erreicht werden", sagt Globalfoundries' Technikchef Greg Bartlett, "es kommt auch darauf an, was sie für den Kunden bringt." In den Verfahren oberhalb von zehn Nanometern gebe es noch viel Potenzial, zum Beispiel, indem Prozessor und Speicher näher zusammengerückt würden.

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