Globale Lebensmittelkrise:Wo das Essen unbezahlbar wird

Der Kampf gegen den Hunger geht in eine neue Runde: Der Preis vieler Grundnahrungsmittel sind innerhalb weniger Monate um mehr als 25 Prozent gestiegen. Welche Länder am stärksten unter der Preisexplosion leiden. In Bildern.

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Workers harvest soy on a farm in Correntina, Bahia

Quelle: Reuters

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Der Kampf gegen den Hunger geht in eine neue Runde: Der Preis vieler Grundnahrungsmittel ist nach Angaben der Weltbank innerhalb weniger Monate um mehr als 25 Prozent gestiegen. Welche Länder am stärksten unter der Preisexplosion leiden. In Bildern.

Brasilien: Mähdrescher kommen in großem Stil in Correntina im brasilianischen Bundesstaat Bahia zum Einsatz (im Bild bei der Sojabohnen-Ernte). Als Schwellenland ist Brasilien bereits relativ hoch entwickelt, was sich auch daran zeigt, dass sich der Anteil der Landwirtschaft an der größten Volkswirtschaft Südamerikas mit 6,1 Prozent bereits dem Niveau entwickelter Industriestaaten annähert. Für diesen kleinen Anteil an der gesamten Wirtschaftsleistung sind allerdings 20 Prozent der Bevölkerung im Einsatz - die Produktivität der Landwirtschaft ist also vergleichsweise gering.

Getreide ist für die Brasilianer das wichtigste Grundnahrungsmittel, und das ist aus Sicht der Weltbank zu einem Problem geworden. Denn der Getreidepreis schoss ihrem Bericht zufolge in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres um 56 Prozent in die Höhe.

A woman sells flat cakes in front of houses destroyed during ethnic clashes, in the city of Osh

Quelle: REUTERS

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Ähnlich hart traf es Kirgistan. Dort erhöhte sich der Preis für das wichtigste Nahrungsmittel Weizen  von Juni bis Dezember 2010 um 54 Prozent. Schuld daran waren Dürren in Russland und in Kasachstan - den Hauptherkunftsländern für kirgisische Weizenimporte.

Große Teile der Bevölkerung in dem mittelasiatischen Land sind von dem steilen Preisanstieg betroffen, denn 40 Prozent der konsumierten Kalorien stammen von Weizen. Das Bild zeigt eine Händlerin beim Verkauf von Fladenbroten.

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Quelle: AFP

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Bangladesch ist zwar ein Großerzeuger von Reis, doch gleichzeitig muss das südasiatische Land große Mengen Weizen importieren. Wegen Dürren in weizenerzeugenden Ländern konnte Bangladesch nicht die erforderlichen Mengen von Weizen niedrigerer Qualität einführen, der Preis für hochwertigen Weizen erhöhte sich  gleichzeitig um astronomische 45 Prozent.

Für die arme Bevölkerung bedeutet dies eine schwere Bürde, denn auch das Hauptnahrungsmittelreis Reis verteuerte sich um 19 Prozent. Das Bild zeigt eine Frau beim Zusammenklauben von Reiskörnern.

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Quelle: AP

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Argentinien ist weltweit für seine saftigen Rindersteaks bekannt, doch das Hauptnahrungsmittel im Gaucho-Staat ist nach wie vor Mais. Insofern litt das Land massiv unter dem sogenannten La-Niña-Effekt - ein Wetterereignis, das große Dürren verursachte und den Maispreis um 40 Prozent in die Höhe katapultierte.

Für die vergleichsweise reichen Argentinier, die auf ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 10.140 Euro kommen, ist das allerdings leichter zu schultern als etwa die Preissprünge bei Nahrungsmittel für die Menschen in Burundi, die im Schnitt pro Jahr mit 200 Euro auskommen müssen. Das Bild zeigt einen Arbeiter bei der Beladung eines Weizenfrachters im Hafen von Rosario.

A farmer piles rice stalks in one of Indonesia's biggest paddy fields in Gowa district

Quelle: REUTERS

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Obwohl Vietnam große Mengen von Reis produziert, kam es in dem südostasiatischen Land im zweiten Halbjahr 2010 zu einem gewaltigen Preissprung von 46 Prozent für das Grundnahrungsmittel. Schuld daran hatte in diesem Fall keine Dürre, sondern die Abwertung der vietnamesischen Staatswährung Dong. Reis trägt 59 Prozent zu den Kalorien bei, die die vietnamesische Bevölkerung im Durchschnitt verbraucht. Das Bild zeigt einen Reisbauern bei der Arbeit.

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Quelle: AP

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Auch Kamerun ist von den extremen Preisschüben für Nahrungsmitttel betroffen. Am stärksten verteuerten sich in dem zentralafrikanischen Land Bohnen, deren Preise innerhalb von sechs Monaten um 43 Prozent zulegten. Zwar trägt das Gemüse nach Erkenntnissen der Weltbank nur mit vier Prozent zur Ernährung der Kameruner bei, doch gleichzeitig zogen in dem zentralafrikanischen Land die Preise etlicher weiterer Grundnahrungsmittel an.

Speziell in Kamerun versetzt diese Entwicklung die Bevölkerung in Alarmstimmung. Denn das Land war bereits 2008 Schauplatz gewaltsamer Auseinandersetzungen um Lebensmittel, bei denen mehr als 100 Menschen getötet wurden. Um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, setzte die Regierung Anfang 2011 eine Kommission ein, die die Nahrungsmittelpreise kontrollieren soll. Das Bild zeigt Stammesmitglieder bei einer Festveranstaltung.

CHILD WITH SHEEP

Quelle: AP

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Extreme Hitze und bittere Kälte sorgen für Probleme bei der Nahrungsmittelversorgung in der Mongolei. Die Dürre beim Weizenlieferanten Russland ließ die Preise für das Getreide im zweiten Halbjahr 2010 um 33 Prozent anschwellen. Doch damit nicht genug: Ein bitterkalter Winter und der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche gefährden zudem die Fleischversorgung der Bevölkerung.

Für die Mongolen ist das eine ernsthafte Bedrohung: Weil in dem Wüsten- und Steppenland kaum Ackerbau betrieben werden kann, ist die Bevölkerung stark auf die nomadische Viehwirtschaft angewiesen. Das Bild zeigt ein Mädchen mit einer Schafherde an einer Wasserstelle bei Altanbulag in der Provinz Töw.

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Quelle: SZ

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Der zentralasiatische Staat Tadschikistan hängt in hohem Maße von Nahrungsmittelimporten ab. Bei international steigenden Rohstoffpreisen leidet das Hochgebirgsland daher stärker als viele andere Entwicklungsländer. Derzeit bereitet der Preisschub bei Weizen der Bevölkerung große Probleme. Weil sich das Grundnahrungsmittel Nummer eins in sechs Monaten um 37 Prozent verteuerte, legte die Armutsrate laut Weltbank im vergangenen Jahr um 3,6 Prozent zu. Das Bild zeigt einen Landarbeiter mit einem Sack Dünger, der vom Roten Kreuz gespendet wurde.

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Quelle: AFP

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Um ihren Proteinbedarf zu decken, sind die Menschen in Uganda stark von Bohnen abhängig. Doch genau diese Hülsenfrucht verteuerte sich in dem ostafrikanischen Land zuletzt massiv: Ihr Preis stieg dort in dem von der Weltbank untersuchten Sechs-Monats-Zeitraum um 38 Prozent.

© sueddeutsche.de
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