Global Wealth Report:Wenn "Millionär sein" nichts Besonderes mehr ist

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Sportwagen der Marke Lamborghini: In Ländern wie der Schweiz oder Bahrain ist mittlerweile jeder zehnte Bürger Millionär. (Foto: AFP)
  • Die Zahl der Millionäre nimmt weltweit zu. In manchen Ländern besitzen 13 Prozent der Haushalte ein Millionenvermögen, zeigt eine Studie.
  • Besonders die Superreichen profitieren. Bei ihnen wird in den nächsten Jahren ein riesiger Vermögenszuwachs erwartet.

Von Charlotte Theile, Zürich

Es ist noch nicht lange her, da galt das Etikett Millionär als Synonym für unglaublichen Reichtum. Wer vom Tellerwäscher zum Millionär wurde, hatte alles erreicht, musste sich keine Sorgen mehr machen. Heute ist das anders. Wie die Unternehmensberatung Boston Consulting Group an diesem Dienstag in ihrem jährlich erscheinenden Global Wealth Report aufzeigt, gab es 2016 gut sieben Prozent mehr Millionäre als noch im Jahr 2015.

In einigen Ländern der Welt ist die Dichte der Millionärshaushalte inzwischen derart hoch, dass man bei diesen Personen nicht einmal mehr von "den oberen zehn Prozent" sprechen kann. In Bahrain, Liechtenstein und der Schweiz zum Beispiel verfügen mehr als 13 Prozent der Haushalte über mehr als eine Million Dollar - nicht finanzielle Vermögenswerte wie Autos oder Liegenschaften sind hier noch nicht einmal mitgerechnet. In Deutschland ist diese Zahl deutlich niedriger: 1,2 Prozent der deutschen Haushalte sind Millionärshaushalte.

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Doch der Trend zeigt auch in Deutschland in dieselbe Richtung wie überall sonst auf der Welt: Gehörten diesen Millionärshaushalten im Jahr 2016 noch 28 Prozent der deutschen Vermögen, werden es 2021 nach Schätzungen des Reports bereits 33 Prozent sein. Damit gehört Deutschland aber noch zu jenen Ländern, in denen das Vermögen ziemlich gleichmäßig verteilt ist. Das gesamte private Finanzvermögen wuchs im gleichen Zeitraum um etwa fünf Prozent und soll nun bei 166,5 Billionen Dollar liegen.

Weltweit geht die Unternehmensberatung nun davon aus, dass die Millionärshaushalte in fünf Jahren mehr als 50 Prozent des globalen Vermögens besitzen werden. 2016 waren es noch 45 Prozent. Dass sich diese Zahlen so rasch entwickeln, hat unterschiedliche Gründe. Zum einen sind im asiatisch-pazifischen Raum in den vergangenen Jahren große Vermögen entstanden - auch in Singapur, Hongkong oder Taiwan ist der Anteil der Millionärshaushalte inzwischen deutlich höher als in Deutschland. Zum anderen investieren vermögende Kunden oft in Aktienportfolios, die gute Renditen versprechen, während kleine Sparer konservative Anlagen wählen und darauf vergleichsweise wenig Zinsen erhalten.

Für Vermögensverwalter ist ein Haushalt, der über eine Million Dollar verfügt, allerdings nicht besonders interessant. Für die Schweiz spricht Daniel Kessler, er ist einer der Autoren des Reports, von einer "breit abgestützten Mittelschicht." Zudem zieht die Schweiz viele Kunden aus dem Ausland an: Nirgendwo sonst ist der Anteil der Offshore-Vermögen so groß.

Spannend wird es für die Vermögensverwalter oft erst bei deutlich höheren Beträgen: Die Kategorie "Upper High Net Worth" beginnt bei 20 Millionen, die Kategorie "Ultra High Net Worth" fängt bei 100 Millionen Dollar an. In Deutschland gibt es etwa 900 solcher Haushalte, die mehr als 100 Millionen Dollar zur Verfügung haben. Bei genau diesen Superreichen wird in den nächsten Jahren ein besonders großer Vermögenszuwachs erwartet.

Generell kündigen sich in den kommenden Jahren in Westeuropa gewaltige Verschiebungen an. Dann wird eine alternde Generation von Unternehmern und anderen Reichen ihr Geld vererben.

© SZ vom 14.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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