Die Reichen werden immer reicher. Das belegt der "Global Wealth Report" der Allianz, der das Geldvermögen und die Verschuldung der privaten Haushalte in fast 60 Ländern analysiert. Das globale Geldvermögen betrug 2021 insgesamt 233 Billionen Euro und ist mit 10,4 Prozent zum dritten Mal in Folge zweistellig gewachsen. Das reichste Prozent der Gesamtbevölkerung besitzt 42,9 Prozent des globalen Nettovermögens, die Top-Zehn-Prozent der Vermögenden kontrollieren 86 Prozent. "Die Superreichen werden reicher", sagt Arne Holzhausen, Leiter Insurance & Wealth Markets bei der Allianz. Die Verteilung sei ungerechter geworden, weil die Schwellenländer seit 2017 nicht mehr aufholten. Durch die drohende globale Rezession und die hohen Inflationsraten "wird die Welt noch sehr lange Zeit ein ungleicher Platz bleiben", so Holzhausen.
Bereits die Hilfsorganisation Oxfam kam im Frühjahr zu dem Ergebnis, dass Milliardäre in den Krisenjahren am meisten profitiert haben. Ihre Zahl ist demnach seit 2020 um mehr als 570 auf 2668 Personen gewachsen. Diese Gruppe teilt sich ein Vermögen von 12,7 Billionen Dollar.
In der Allianz-Rangliste der reichsten Gesellschaften stehen die USA mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Nettovermögen von 259 000 Euro an der Spitze, gefolgt von der Schweiz mit 237 000 Euro und Dänemark mit 183 000 Euro. Deutschland rangiert mit einem durchschnittlichen Nettovermögen seiner Bürger in Höhe von 69 000 Euro auf Platz 18, direkt hinter Italien und Frankreich.
Das Durchschnittseinkommen liegt vergleichsweise hoch, weil bei der Berechnung die Vermögen der Top-Reichen stark durchschlagen. Zum Vergleich: Der globale Median (Zentralwert) des Pro-Kopf-Vermögens liegt bei 1600 Euro. Das bedeutet: 50 Prozent der Weltbevölkerung besitzen mehr und die andere Hälfte besitzt weniger als 1600 Euro.
Die Experten erwarten, dass das globale Geldvermögen 2022 um mehr als zwei Prozent zurückgehen wird. Das wäre der erste nennenswerte Vermögensverlust seit der Finanzkrise 2008. In realer Rechnung - unter Berücksichtigung der Inflation - könnten die Haushalte ein Zehntel ihres Vermögens einbüßen. Im Gegensatz zur Finanzkrise, auf die eine relativ schnelle Erholung folgte, seien diesmal die mittelfristigen Aussichten schlecht. "2021 bedeutet das Ende einer Ära", sagte Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz. "Die letzten drei Jahre waren außergewöhnlich, ein wahrer Geldsegen für die meisten Sparer. Nicht nur 2022, sondern auch die kommenden Jahre werden anders sein", so Subran. Die Inflationskrise stelle den sozialen Kontrakt auf die Probe. Die Politik stehe vor der enormen Herausforderung, die Energiekrise zu meistern, die grüne Transformation zu sichern und Wachstum zu schaffen - während zugleich die Geldpolitik kräftig auf die Bremse trete. "Es gibt jetzt keinen Raum für Fehler mehr", sagte Subran.
Jedes Jahr werden etliche solcher "Wealth Reports" veröffentlicht, verfasst von Banken, Versicherungen, Beratungsfirmen und Nichtregierungsorganisationen. Die Ergebnisse vermitteln einen Eindruck der Vermögensverteilung, exakt sind sie nicht, schließlich gibt es keinen weltweiten Mikrozensus der Reichen, der genauen Aufschluss gäbe über deren wahre Vermögensverhältnisse. Reiche sind darüber hinaus tendenziell wenig auskunftsfreudig, und in Offshore-Gesellschaften verstecktes Geld ist kaum zu erfassen. Also arbeiten die Experten mit Befragungen, Hochrechnungen und Näherungswerten.