Gleichberechtigung:Deutschlands Konzerne werden weiblicher

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  • Die DAX-Unternehmen haben in den vergangenen vier Jahren den Anteil von Frauen in Frührungspositionen durchschnittlich um 25 Prozent erhöht.
  • Es gibt große Unterschiede innerhalb der 30 größten börsennotierten Firmen in Deutschland. Bei Eon, BMW oder BASF liegt der Anteil nur knapp über zehn Prozent, bei der Deutschen Bank dagegen bei 30 Prozent.
  • Die Zahlen gelten nicht für Vorstände und Aufsichtsräte, sondern für Positionen unterhalb der obersten Ebene.

Analyse von Thomas Öchsner

Als die frühere Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) Anfang 2011 eine gesetzliche Frauenquote forderte, reagierten die 30 Konzerne, die im Deutschen Aktienindex (Dax) Mitglied sind, schnell: Im März 2011 verpflichteten sie sich freiwillig, den Anteil in Führungspositionen zu erhöhen - wohl auch mit dem Hintergedanken, so neue rigide Vorschriften vermeiden zu können. Nun melden die Dax-Konzerne erste Erfolge: In vier Jahren konnten sie den weiblichen Anteil in ihren deutschen Führungsetagen um durchschnittlich 25 Prozent steigern.

Die 30 größten deutschen Börsenkonzerne sprechen daher von einem "deutlichen Fortschritt". In einer gemeinsamen Erklärung der Unternehmen heißt es, der Frauenanteil in den Führungspositionen habe stärker als der allgemeine Frauenanteil in der Gesamtbelegschaft zugenommen. Dort habe das Plus nur drei Prozent betragen.

Große Unterschiede zwischen einzelnen Unternehmen

Die Zahlen beziehen sich allerdings nicht auf die Vorstände und Aufsichtsräte in den Dax-Firmen. Sie berücksichtigen nur die Führungskräfte unterhalb dieser Ebene, wobei jeder Konzern sich seine eigenen Ziele setzt und festlegen kann, was eine Führungskraft überhaupt ist. Hinzu kommt: Der Zuwachs beruht oft auf einer niedrigen Basis. Der Chemiekonzern BASF erhöhte den Frauenanteil in Führungspositionen in Deutschland zum Beispiel binnen vier Jahren von 9,8 auf 14,5 Prozent, BMW von 8,8 auf 11,4 Prozent, Eon von 8,6 auf 12,6 Prozent.

Teilweise sind die Quoten aber deutlich höher: Bei der Deutschen Bank liegt der entsprechende Frauenanteil mittlerweile bei gut 30 Prozent. Bei Henkel ist jede dritte Führungskraft eine Frau, bei der Telekom jede Fünfte. Die Personalvorstände der Dax-Unternehmen haben stets argumentiert, dass zunächst ein Reservoir von weiblichen Führungskräften aufgebaut werden müsse, um dann später auch das Top-Management mit geeigneten Kandidatinnen besetzen zu können.

Piëch-Nichten im VW-Aufsichtsrat
:Aber herzlich willkommen

Zumindest wegen der Frauenquote sei es gut, dass die Piëch-Nichten Julia Kuhn-Piëch und Louise Kiesling Aufsichtsräte wurden: Die VW-Aktionäre trauen den beiden ihren Job offenbar nicht wirklich zu.

Von Angelika Slavik

Ganz oben kommen Frauen jedoch teilweise nur langsam voran. Der Frauenanteil in den Dax-Vorständen lag 2014 nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung bei sieben Prozent. 2013 waren es sechs Prozent. Bei den Aufsichtsräten ist jeder vierte eine Frau. Von 2016 an müssen die Dax-Konzerne und andere an der Börse notierte Firmen in den Kontrollgremien zumindest eine Quote von 30 Prozent erfüllen.

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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