GlaxoSmithKline:Pharmakonzern prüft Korruptionsvorwürfe im Irak

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Kämpft mit Korruptionsvorwürfen: GlaxoSmithKline (Foto: Bloomberg)

Beamtenbestechung, bezahlte Reisen und Tricksereien im Vertrieb: Nach Korruptionsvorwürfen in China treffen den britischen Pharmariesen GlaxoSmithKline schon wieder ganz ähnliche Anschuldigungen.

Erst gab es Probleme in China, nun auch im Irak: Binnen eines Jahres hat der britische Pharmariese GlaxoSmithKline (GSK) zum zweiten Mal mit Korruptionsvorwürfen zu kämpfen. Nachdem im vergangenen Sommer Problemen bei Geschäften in China bekannt wurden, ist nun offenbar auch der Irak betroffen, wie das Unternehmen am Sonntag mitteilte. Demnach soll GSK dort 16 bei der Regierung beschäftigte Mediziner und Pharmazeuten als Vertriebsrepräsentanten bezahlt haben, um den Verkauf seiner Arzneien anzukurbeln.

Nach einem Auftrag durch das irakische Gesundheitsministerium soll GSK einigen Beamten einen Workshop im Libanon bezahlt haben. Für einen Arzt und dessen Familie soll das Unternehmen den kompletten Aufenthalt finanziert haben - eine Art kleine Urlaubsreise also.

"Wir prüfen Vorwürfe eines unzulässigen Verhaltens in unserem Irak-Geschäft", sagte ein Konzernsprecher. Laut einem Bericht des Wall Street Journals wurde GSK von einem Insider per Mail mit den Vorwürfen konfrontiert. "Wir haben null Toleranz bei unethischem oder illegalem Verhalten", sagte der Sprecher. Im Dezember 2013 hatte das Unternehmen angekündigt, Ärzte in Zukunft nicht mehr dafür zu bezahlen, für seine Produkte zu werben. Bezahlte Reisen zu Konferenzen sollte es ebenfalls nicht mehr geben und auch die Verkaufsstrategie der Handelsvertreter sollte überarbeitet werden. Diese Änderungen sollten bis 2016 umgesetzt werden. Gelingt GSK das, wäre es der erste Pharmakonzern der offiziell von diesen umstrittenen Praktiken ablässt.

GlaxoSmithKline
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Wenn Ärzte für Konzerne werben, stimmt etwas nicht - das findet mittlerweile sogar GlaxoSmithKline, einer der größten Pharmahersteller. Er will keine Ärzte mehr bezahlen, allerdings nicht aus purem Idealismus. Sondern eher als Konsequenz eines Korruptionsskandals in China.

Konkreter Anlass für die Änderungen war ein Skandal, der bereits im Juli vergangenen Jahres ans Licht gekommen war: Mit Hilfe von Reisebüros und Beratungsfirmen hatte Glaxo in China offenbar in erheblichem Umfang Ärzte und Behördenvertreter geschmiert. Beim Korruptionsskandal in China ging es um mögliche Bestechung in Höhe von insgesamt fast 400 Millionen Euro, die Behörden ermitteln. Die Affäre führte zu Umsatzeinbrüchen in der Volksrepublik.

Zugleich startete China Maßnahmen, um die massive Korruption im eigenen Land schärfer zu bekämpfen. Der Chef der Gesundheits- und Familienplanungskommission, Li Bin, kündigte damals in Peking an, energisch gegen "schädliche Praktiken im Medizinsektor" vorgehen zu wollen. Experten spekulierten jedoch, ob mit dem Vorgehen gegen erfolgreiche ausländische Konzerne möglicherweise auch die heimische Pharmaindustrie geschützt werden soll. Chinesische Stellen wiesen den Vorwurf entschieden zurück. "Jedes Fehlverhalten eines Unternehmens - sei es chinesisch, ausländisch oder gemeinsam finanziert - sollte bestraft werden", hieß es bereits im vergangenen Jahr in einem Kommentar der Staatsagentur Xinhua.

Spätestens 2016, schätzen Experten, dürfte der chinesische Pharmamarkt nach den USA der zweitgrößte der Welt sein. Es gibt also jede Menge zu verdienen, doch die chinesische Gesundheitsbranche ist hochgradig korrupt. Auf dem Papier sind die Löhne der meisten Ärzte gering, in der Realität verdienen viele Mediziner jedoch hervorragend.

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