Gläubiger in Schlecker-Insolvenz:"Viel Geld werden sie nicht bekommen"

Düstere Aussichten für 22.000 Schlecker-Gläubiger: Nach Angaben des Insolvenzverwalters der Drogeriekette bleiben sie auf offenen Rechnungen in Milliardenhöhe sitzen. Bei IhrPlatz sieht es etwas besser aus.

Die meisten der rund 22.000 Gläubiger der Drogeriekette Schlecker werden nach Einschätzung von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz wohl leer ausgehen. "Viel Geld werden sie nicht bekommen. Es ist für viele Gläubiger sicher eine Enttäuschung, aber mehr ist nicht drin", sagte Geiwitz der Wirtschaftswoche.

Schlecker wird zerschlagen

Schlecker ist Geschichte - und auch für die Gläubiger sieht es nach Angaben von Insolvenzverwalter Geiwitz in Zukunft schlecht aus.

(Foto: dpa)

Nach früheren Angaben sitzen die Schlecker-Gläubiger auf mehr als einer Milliarde Euro an offenen Rechnungen. "Bei IhrPlatz sieht es etwas besser aus", sagte der Insolvenzverwalter der Schlecker-Tochter, Werner Schneider. Eine Aussage zur Quotenhöhe sei aber auch hier noch nicht möglich. Schlecker hatte im Januar Insolvenz angemeldet, nachdem das Unternehmen schon über Jahre Verluste angehäuft hatte. Anfang Juni stimmten die Gläubiger für eine Zerschlagung der Drogeriekette. Etwa 25.000 Beschäftigte verloren ihre Arbeitsstelle. Bei IhrPlatz arbeiteten zuletzt gut 4000 Menschen.

Unrechtmäßig übertragene Gelder von Firmenchef Anton Schlecker will Geiwitz nun rigoros zurückfordern. "Es geht um eine Reihe von Vermögensübertragungen an Familienangehörige in den vergangenen Jahren." Es gehe um Summen in Millionenhöhe. "Ich mache keine Angaben zur strafrechtlichen Relevanz, aber einige Immobilien oder die entsprechenden Gegenwerte sind eindeutig zurückzugeben." Zudem gebe es strittige Dinge, die sich für einen Vergleich eigneten. "Sofern es keine Einigung gibt, müssen sich Gerichte damit befassen."

"Ich verteidige Anton Schlecker nicht"

Wenn insolvenzrechtlich etwas zur Vermögensmasse gehört, sind wir verpflichtet, es uns zu holen, erklärte Schneider. "Wir können dem Schuldner aber nicht unters Kopfkissen gucken." Geiwitz stellte klar: "Ich verteidige Anton Schlecker nicht." Und weiter: "Er war sicher beratungsresistent. Aber wenn man frühere Vermögenswerte betrachtet, hat er das meiste Geld durch die Insolvenz verloren." Schlecker habe darüber hinaus sehr viel Geld in die Firma gesteckt, als es schon bergab ging. "So viel Unternehmertum muss man erst einmal zeigen."

Wie viel Geld die Schlecker-Gläubiger erhielten, könne er noch nicht sagen, da weitere Unternehmensteile verkauft würden, so Geiwitz. "Wir sind mit einem Investor in exklusiven Verhandlungen über das Spanien-Geschäft, und ich bin zuversichtlich, dass wir im Herbst eine Lösung präsentieren können." Für die Zigaretten-Eigenmarke Commodore gebe es einen Käufer aus der Tabakbranche, sagte Geiwitz. Weitere Unternehmensteile stünden kurz vor dem Verkauf. Für die Versandapotheke Vitalsana gebe es mehrere Interessenten. "Da bin ich ebenfalls optimistisch, dass wir in den kommenden Wochen eine Lösung haben."

Parallel kümmere er sich um die Veräußerung von Immobilien. "Dabei geht es um Schätzwerte im niedrigen dreistelligen Millionenbereich." Die Zahl der noch rund 300 Mitarbeiter in der Schlecker-Zentrale im schwäbischen Ehingen werde in den kommenden Monaten stark sinken. "Ende des Jahres werden wir uns dann überlegen, was wir mit der Immobilie machen." Noch werde das Gebäude für die Abwicklung benötigt.

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