Gipfeltreffen in London:1000 Milliarden Dollar gegen die Krise

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Geballte Finanzkraft zur Überwindung der Rezession: Die G-20-Staaten wollen eine Billion Dollar in die Märkte pumpen, um die Weltwirtschaft zu stabilisieren.

Die stärksten Wirtschaftsnationen der Erde (G20) stützen in der schweren Wirtschaftskrise die ärmsten Länder und den Welthandel mit mehr als 1000 Milliarden Dollar - gut 817 Milliarden Euro.

Kein Gipfel ohne Gruppenbilder: Obama, Berlusconi und Medwedjew posieren in London für die Fotografen. (Foto: Foto: AFP)

Das sagte der britische Premierminister Gordon Brown am Donnerstag zum Abschluss des G20-Gipfels in London. Zudem wollen die G20 schärfere Regeln für die globalen Finanzmärkte durchsetzen und Steueroasen bekämpfen

Zudem verständigte sich der Welt-Finanzgipfel in London offenbar auf neue Finanzmarktregeln. Die Hilfsgelder sollen unter anderem dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zu Gute kommen. Zudem wollen die Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Schwellen- und Industrieländer alle Mittel nutzen, um aus der schlimmsten Rezession seit 80 Jahren herauszukommen, wie am Donnerstag aus dem Entwurf der Gipfel-Abschlusserklärung hervorging.

Erstmals sollen auch große Hedgefonds über Regulierung an die kurze Leine genommen werden. Allerdings gab es bis zum Donnerstagnachmittag noch Meinungsverschiedenheiten unter den G-20-Ländern.

Deutschland und Frankreich hatten vor Beginn der Konferenz konkrete Ergebnisse gefordert. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Staatspräsident Nicolas Sarkozy hatten vor allem auch für einen stärkeren Kampf gegen Steueroasen plädiert und konnten sich damit offensichtlich durchsetzen.

Der britische Premierminister Gordon Brown sagte am Donnerstag in London, es gebe ein "hohes Maß" an Übereinstimmung über die Abschlusserklärung.

Wie der Gastgeber des Gipfels am zweiten Tag der Verhandlungen weiter sagte, ist sich die Runde der Staats- und Regierungschefs einig, dass jede Form von Marktabschottungen unterbunden werden müsse. Der freie Handel dürfe nicht durch den Schutz der eigenen Wirtschaft behindert werden.

Begrenzung der Bonuszahlungen

Offenbar soll es auch eine Begrenzung der Bonuszahlungen an Bankmanager geben, wie aus dem Entwurf der Abschlusserklärung hervorgeht. Wie die Managerbezüge gedeckelt werden sollen, führt das Dokument allerdings nicht aus. Mehrere Länder beschränken bereits die Bonuszahlungen an Unternehmen, die in der Krise Staatsgelder erhalten.

Der Entwurf enthält zudem konkrete Maßnahmen gegen Steueroasen - eine Hauptforderungen von Deutschland und Frankreich.

Noch am Morgen waren die Staats- und Regierungschefs mit großen Meinungsverschiedenheiten in die abschließenden Beratungen gegangen. Es gebe immer noch Streitpunkte, sagte der britische Wirtschaftsminister Peter Mandelson. "Die gab es auch noch über Nacht."

Dramatischer Appell

Merkel und Sarkozy hatten am Mittwoch in einem dramatischen Appell die Kollegen zur strengen Regulierung der Finanzmärkte aufgefordert. Finanzinstitute wie Banken und Versicherer gelten als Hauptverursacher der Krise auf den Finanzmärkten, die dann in die schwerste Wirtschaftskrise nach dem Zweiten Weltkrieg mündete.

Dem Internationalen Währungsfonds soll es erlaubt werden, bei Bedarf zusätzliche Kredite am Markt aufzunehmen, hieß es am Donnerstag aus Teilnehmerkreisen. Die Kontinentaleuropäer hatten sich für eine Verdopplung der IWF-Mittel auf etwa 500 Milliarden Dollar ausgesprochen, um krisenbedrohten Ländern stärker helfen zu können. Mit dem jüngsten Vorschlag würde die Summe auf 750 Milliarden Dollar steigen.

Viele dieser Staaten leiden darunter, dass in den vergangenen Monaten Anleger Geld abgezogen hatten, das dort nun für Investitionen fehlt.

Weitere Proteste angekündigt

Brown hatte seine Kollegen am Morgen im Excel-Tagungszentrum im Osten der britischen Hauptstadt empfangen. Die G 20 will die Reform des Finanzsystems auf den Weg bringen, um Zusammenbrüche von Banken und anderen Finanzinstituten künftig zu verhindern.

Gipfel-Gegner kündigten für Donnerstag weitere Proteste an. Bis Mittag versammelten sich aber erst einige Demonstraten vor der Londoner Börse. Scotland Yard stellte 4700 Beamte ab, um Ausschreitungen zu verhindern. Am Vortag waren bei Protesten etwa 90 Demonstranten vorläufig festgenommen worden. Bei den Krawallen wurden ein Beamter und sieben Demonstranten schwer verletzt und ins Krankenhaus gebracht.

Ein etwa 30-jähriger Demonstrant war nach Angaben der Polizei am Mittwochabend auf der Straße vor der Bank of England zusammengebrochen und gestorben. Fremdverschulden lag nach Angaben der Polizei nicht vor.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/Reuters/pak/hgn/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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