Giorgos Katrougalos:Superminister für das Superschwere

Giorgos Katrougalos

Giorgos Katrougalos: neuer Superminister

(Foto: Thanassis Stavrakis/AP)
  • In Griechenland wird von diesem Montag an das Leben deutlich teurer.
  • Superminister Giorgos Katrougalos muss nun die Reformen durchsetzen, die Brüssel dem Land diktiert hat.

Von Mike Szymanski

Eine Szene in Athen, vor einigen Tagen: Ministerpräsident Alexis Tsipras ist gerade in die Schlussverhandlungen mit den europäischen Kreditgebern eingestiegen, schicksalhafte Tage und Nächte stehen bevor. Auch Giorgos Katrougalos, Vize-Innenminister und zuständig für die Reform der Verwaltung, muss los. Lockeren Schrittes verlässt der Klassikfan gegen 21 Uhr sein Büro, er hat Konzertkarten. So leicht lässt sich der Grieche seine Lebensfreude nicht nehmen - Sparpolitik hin oder her.

Es war womöglich auch eine vorerst letzte Gelegenheit, einmal richtig zu entspannen. Am Samstag hat Tsipras den 52-jährigen Juristen befördert. Katrougalos ist jetzt Superminister, zuständig für das Superschwere: Arbeit, Soziales und Renten. Im Gegenzug für weitere Rettungsmilliarden von den Geldgebern hat sich Tsipras verpflichtet, weitere, schmerzhafte Reformen in seinem Land umzusetzen.

Falsche Antwort auf die Krise

Von diesem Montag an wird das Leben in Griechenland schon wieder teurer. Die Steuern steigen. Die Renten werden gekürzt. Dabei waren der Premier und sein Linksbündnis Syriza im Januar noch mit dem Versprechen an die Macht gekommen, die Sparpolitik zu beenden. Auch Katrougalos hält Sparen eigentlich für die falsche Antwort auf die Krise. Nun muss er genau diese Politik exekutieren.

Tsipras braucht in diesen Tagen nicht nur fachlich gutes Personal, sondern auch vom Wesen her überaus bewegliche Gefolgsleute - solche wie Katrougalos. Das war auch der Grund dafür, dass der Ministerpräsident am Freitag sein Kabinett umgebildet hat. Die Kritiker seiner Kehrtwende saßen mit am Kabinettstisch, so konnte es nicht weitergehen. Sie mussten gehen. Zehn Politiker hat Tsipras ausgetauscht. Katrougalos steht nun in der ersten Reihe und trägt die schwerste Last: Die Arbeitslosigkeit in Griechenland liegt bei etwa 25 Prozent. Von den Jugendlichen ist sogar jeder zweite ohne Job. Ganze Familien leben von den Rentenbezügen der Alten, die nach fünf Jahren Sparpolitik stark zusammengeschrumpft sind. Nach seiner Ernennung versprach Katrougalos, hart dafür zu kämpfen, die Umsetzung der Reformen so "erträglich wie möglich" zu machen.

Gleichzeitig weiß der Rechtsprofessor, spezialisiert auf Verwaltungs- und Verfassungsrecht, sehr genau, wie sein Land in eine solche Notlage geraten konnte. In seiner Dissertation hat er untersucht, wie sich die griechischen Parteien über Jahrzehnte den Staat zur Beute gemacht hatten. Politisch engagierte er sich früh im linken Lager. Bei einer Massendemonstration vor drei Jahren lernte er einen hoffnungsvollen Oppositionspolitiker namens Alexis Tsipras kennen.

Bevor ihn dieser, soeben als neuer Regierungschef gewählt, im Januar ins Kabinett berief, war Katrougalos als Europaabgeordneter in Brüssel und Straßburg- er hat also einen Eindruck davon bekommen, wie die Geldgeber-Seite tickt. Zu Tsipras engsten Vertrauten zählt er sich bisher zwar nicht. Das wird sich nun wohl ändern.

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