Gewinnziel der Deutschen Bank:Vage Hoffnung auf mehr Wert

Mit ihrem Renditeziel von 25 Prozent rechtfertigt die Deutsche Bank Grausamkeiten wie die jüngst angekündigten Massenentlassungen. Zu dumm, dass die genannte Zielgröße wohl eher willkürlich gewählt und allenfalls auf kurze Sicht zu erreichen ist.

Von Simone Boehringer

Josef Ackermann hat sich viel vorgenommen. Für jeden eigenen Euro, den die Deutsche Bank in ihre Kunden investiert, will er 25 Cent Rendite sehen.

Gewinnziel der Deutschen Bank: Josef Ackermann weist die Richtung. Ob sie richtig ist, wird sich erst noch weisen müssen.

Josef Ackermann weist die Richtung. Ob sie richtig ist, wird sich erst noch weisen müssen.

(Foto: Foto: dpa)

Dafür müssen trotz zufrieden stellender Ertragslage Mitarbeiter gehen und andere mehr und besser arbeiten. Der Schweizer an der Spitze des größten deutschen Geldhauses fühlt sich bestätigt durch internationale Großbanken wie die amerikanische Citigroup oder jüngst die Schweizer UBS, die solche Ergebnisse in den vergangenen Jahren mehrfach präsentierten.

Ein langfristiger Branchenvergleich der Goethe-Universität Frankfurt zeigt aber, dass solche Ziele allenfalls auf kurze Sicht zu erreichen sind. Nahe gekommen sind diesem Ziel in erster Linie Kreditinstitute in Großbritannien und Amerika, und das in der zweiten Hälfte der 90-er Jahre, als die Konjunktur brummte und am Kapitalmarkt eine Jahrhunderthausse losbrach.

Rendite-Rückgang in Deutschland

Während sich bei den weitgehend konsolidierten Branchennachbarn in Italien und Frankreich die Verdienstsituation der Banken seit dem Aktiencrash bereits spürbar verbessert hat, sind die Vorsteuer-Renditen der privaten Geschäftsbanken in Deutschland von einst mehr als 15 Prozent in den 70-er Jahren auf im Schnitt ein bis zwei Prozent in den Jahren 2000 bis 2003 zurückgegangen.

"Die Abkehr vom konventionellen Bankgeschäft mit Krediten und Anlagen von Privat- und Firmenkunden hat viele heimische Institute Marge gekostet", interpretiert Reinhard Schmidt, Professor für internationales Bank- und Finanzwesen, die Ergebnisse der Studie seines Lehrstuhls.

Erstaunlicher Rückgang

Tatsächlich konnten die Kreditinstitute der Analyse zufolge noch in den 80-er Jahren trotz vieler flauer Konjunkturphasen im Durchschnitt eine Rendite von zwölf Prozent auf ihr eingesetztes Kapital aufweisen - mit dem Aufkommen und dem anschließenden Boom des vermeintlich lukrativen Investmentbankings ging die Ertragskraft dann erstaunlicherweise in den 90-er Jahren auf rund acht Prozent zurück.

Vage Hoffnung auf mehr Wert

"Langfristig müssten Unternehmen auf das eingesetzte Eigenkapital im Schnitt die Rendite bekommen, die Anleger dafür auch an der Börse erzielen können", meint Schmidt. Bei Aktien lag die Quote in den vergangenen hundert Jahren bei zehn bis zwölf Prozent. "Firmen, die mehr aus dem Geld machen, schaffen Wert. Wer weniger erwirtschaftet, vernichtet Geld", so Schmidt.

In der Theorie funktioniert nach diesen Regeln auch die Bewertung der Unternehmen an der Börse. Bei vielen deutschen Firmen, darunter eben auch die Deutsche Bank, scheint diese Gleichung jedoch schon seit längerem außer Kraft gesetzt.

Internationaler Wettbewerb

Viele Dax-Konzerne sind operativ relativ profitabel, vor allem wegen ihrer umfangreichen Aktivitäten im Ausland, können aber dennoch im internationalen Branchenvergleich der Börsenwerte nicht mithalten.

"Die Aktien werden immer noch nach deutschen Standards und Aussichten bewertet, obwohl die Unternehmen global agieren", beobachtet Wolfgang Gerke, Professor für Bank und Börsenwesen an der Universität Nürnberg.

Dieses Dilemma treibt Deutsche-Bank-Chef Ackermann besonders um. Seit seinem Amtsantritt im Mai 2002 ist der Aktienkurs des Instituts um zehn Prozent gesunken - trotz einer auf inzwischen 17 Prozent gestiegenen Vorsteuerrendite. Auch die angestrebten 25 Prozent beinhalten daher nicht mehr als eine vage Hoffnung auf einen höheren Marktwert.

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