Gewinn bei Zalando:Ein bisschen Futter für die Aktionäre

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  • Der Online-Modehändler Zalando hat im vergangenen Jahr zum ersten Mal Gewinn gemacht. Die Zahlen fielen damit besser aus als prognostiziert.
  • Der Vorstand kündigte allerdings an, in Zukunft vor allem investieren zu wollen und sich nicht auf kurzfristige Gewinnmargen zu konzentrieren - die Anleger reagierten prompt.

Analyse von Elisabeth Dostert, München

Anleger verhalten sich nicht selten wie die Zwingerhunde des russischen Forschers Iwan Petrowitsch Pawlow. Ein kleiner Reiz, nur ein winziges Geräusch, das Futter verheißt, und der Speichel fließt. Am Donnerstag gab der Online-Händler Zalando bekannt, dass er 2014 zum ersten Mal auf Jahresbasis Gewinn gemacht hat, und schon schoss der Aktienkurs des Börsenneulings in die Höhe - in der ersten Euphorie um etwa 16 Prozent auf mehr als 26 Euro. Alle waren überrascht - Investoren, Analysten und Zalando selbst. Das operative Ergebnis fiel 2014 so viel besser aus als bisher prognostiziert, dass sich Zalando zu einer Art positiven Gewinnwarnung gezwungen sah. Eigentlich sollten die Zahlen erst am 5. März veröffentlicht werden. Nun also ein erster rascher Einblick in das Jahr 2014.

Der Umsatz stieg um 26 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Operativ - vor Zinsen und Steuern - verdiente die Gruppe 62 Millionen Euro nach 114 Millionen Euro Verlust im Vorjahr. Bereinigt um Rückstellungen für Optionen, lag der Gewinn gar bei 82 Millionen Euro nach 109 Millionen Minus im Vorjahr. Die Marge bezogen auf den Umsatz hat sich damit um fast zehn Punkte auf 3,7 Prozent verbessert. Im Sommer hatte Zalando noch eine Marge zwischen minus ein und plus ein Prozent prognostiziert, beim Börsengang im Herbst war von einem leicht positiven Ergebnis die Rede. 3,7 Prozent sind mehr als leicht profitabel. Allein das vierte Quartal steuerte bereinigt 66 Million Euro zum operativen Gewinn bei. "Wir haben damit bewiesen, dass wir mit unserem Geschäftsmodell Geld verdienen können", so Vorstand Rubin Ritter in einer Telefonkonferenz.

"Während viele stationäre Händler darunter litten, dass es für die Jahreszeit zu warm war, lief das vierte Quartal bei Zalando gut", sagt Metzler-Analyst Stefan Wimmer. Auch nach Steuern dürfte das Unternehmen ihm zufolge einen Gewinn ausweisen. "Zalando hat die Marketingausgaben ziemlich gesenkt", sagt Warburg-Analyst Jörg Philipp Frey. Das zweite Halbjahr habe gezeigt, dass die Umsatzentwicklung darunter nicht leide. Frey ist allerdings skeptisch, ob dies mittelfristig nachhaltig ist. Wie viel Marketing Zalando betreiben müsse, um auf Dauer erfolgreich zu sein, sei "aufgrund der erst kurzen Geschichte des Unternehmens eine Glaubensfrage", so Frey zum Verkauf des Papiers.

"Aus Erfahrungen gelernt"

Zalando war am 1. Oktober zum Ausgabepreis von 21,50 Euro an die Börse gegangen. Das Papier ist im SDax notiert. Größter Aktionär ist mit rund 32 Prozent die skandinavische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik. Die Samwer-Brüder halten über ihr Investmentvehikel Global Founders etwa 15 Prozent. Sechs Jahre nach der Gründung zählt Zalando mehr als 14 Millionen Kunden. "Wir haben aus Erfahrungen gelernt", sagt ein Firmensprecher.

2013 machten die Unwägbarkeiten des Wetters Zalando noch zu schaffen. 2014 habe die Gruppe die Vororder zurückgefahren und während der Saison entsprechend des Geschäftsverlaufs stärker nachbestellt. Absolut seien die Marketingkosten nicht gesenkt worden, sie verteilen sich aber auf mehr Kunden. Seit 2011 habe Zalando stark in Logistik investiert. Nahe Berlin hat der Onlinehändler eine Immobilie von Karstadt übernommen, in Erfurt und Mönchen-Gladbach wurden neue Logistikzentren gebaut. Allein in der Logistik beschäftige Zalando mittlerweile 4000 Menschen, insgesamt sind es in der Gruppe 8000. "Wir haben jetzt schon die Lagerkapazitäten für vier Milliarden Euro Umsatz", so der Sprecher.

Ein Gewinnziel für 2015 nannte Vorstand Ritter nicht. Er machte deutlich, dass nicht mit einer Marge in jetziger Höhe zu rechnen sei. "In den nächsten Jahren werden wir uns auf die für unser langfristiges Wachstum wichtigen Investitionen und nicht auf die kurzfristige Maximierung unserer Marge fokussieren." Das klingt nicht nach viel Futter. Die Anleger reagierten prompt. Im Laufe des Tages gab die Aktie einen Teil ihrer Gewinne wieder ab.

© SZ vom 13.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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