Gewerkschaft:IG Metall wählt Wetzel zum Chef

Gewerkschaft: Neuer Chef: IG Metall-Vorsitzender Detlef Wetzel.

Neuer Chef: IG Metall-Vorsitzender Detlef Wetzel.

(Foto: AFP)

Er will die weltweit größte freie Gewerkschaft weiter öffnen: Detlef Wetzel ist der neue Vorsitzende der IG Metall. Die Unterstützung fiel für ihn aber deutlich geringer aus als noch für seinen Vorgänger Berthold Huber.

Die IG Metall hat einen neuen Chef. Die Delegierten der Gewerkschaft wählten Detlef Wetzel auf dem außerordentlichen Gewerkschaftstag in Frankfurt mit 75,5 Prozent der Stimmen zu ihrem Ersten Vorsitzenden. Wetzel gilt wie sein Vorgänger Berthold Huber als Reformer, der die IG Metall stärker für neue Branchen und industrielle Dienstleistungen öffnen will, um neue Mitglieder zu gewinnen.

Der gelernte Werkzeugmacher war bisher stellvertretender Vorsitzender der mit knapp 2,3 Millionen weltweit größten freien Gewerkschaft. Die Neuwahl war nötig geworden, weil Huber zwei Jahre vor Ablauf seiner regulären Amtszeit einen Wechsel einleiten wollte. Er führte die IG Metall seit 2007. Bei seiner Wiederwahl vor zwei Jahren hatte Huber 96,2 Prozent der Stimmen erhalten - deutlich mehr als Wetzel an diesem Montag.

Die Gewerkschaften fordern eine Neuregelung des Arbeitsmarktes, um den Trend niedriger Löhne zu stoppen. Deshalb wollen sie über einen Mindestlohn hinaus auch Regeln, die Leiharbeit und Werkverträge begrenzen. Zur Einschränkung von Zeitarbeit sollen den Betriebsräten mehr Mitbestimmungsrechte eingeräumt werden.

Über den Arbeitsmarkt sprach auf dem Frankfurter Gewerkschaftstag auch SPD-Chef Sigmar Gabriel am Sonntag. Er kündigte an, in den Koalitionsverhandlungen mit der Union beim Mindestlohn hart zu bleiben: "Natürlich wird es keinen Koalitionsvertrag ohne einen gesetzlichen flächendeckenden Mindestlohn von 8,50 Euro geben", sagte Gabriel.

Gabriel stimmte der Gewerkschaft zu: Eine Regelung zum Mindestlohn allein werde nicht ausreichen. In einer Koalitionsvereinbarung müssten auch Leiharbeit und Werkverträge geregelt werden. Zeitarbeit müsse wieder auf das beschränkt werden, für das sie eingeführt wurde: um Auftragsspitzen in Unternehmen zu überbrücken.

Die SPD galt lange als traditioneller Partner der Gewerkschaften, bis der Schulterschluss durch die Agenda 2010 von Kanzler Gerhard Schröder zerbrach. Gabriel will den Bund mit den Gewerkschaften erneuern.

Union und SPD haben sich bei ihren Koalitionsgesprächen vorgenommen, einen Mindestlohn zu vereinbaren. Über die Höhe wird noch gestritten, ebenso über die Forderung der SPD nach einer bundesweiten gesetzlichen Regelung. Angela Merkel hat sich kompromissbereit gezeigt. Sie wird an diesem Montag ebenfalls auf dem Gewerkschaftstag sprechen.

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