Getränke:Mehr Brauer, weniger Bier

Biergenuss Sause Juhu
(Foto: Johannes Simon/Getty)

Die Zahl der Bierbrauereien steigt weiter an, trotzdem können sich daran nur wenige berauschen.

Von Jan Schmidbauer

Eigentlich müsste die Laune unter den deutschen Bierbrauern fabelhaft sein. Das Wetter wird langsam grilltauglich, zur Fußballweltmeisterschaft, die bei den Menschen immer großen Durst auslöst, ist es nicht mehr lange hin. Und dann kamen am Dienstag auch noch erfreuliche Nachrichten vom Statistischen Bundesamt hinzu: Die Zahl der Brauereien ist erneut gestiegen, zum fünften Mal in Folge. 1492 bierbrauende Betriebe gibt es mittlerweile in Deutschland, 43 Prozent davon kommen allein aus Bayern. Zum Vergleich: 2005 gab es noch weniger als 1300 Brauereien.

Doch von einem Rausch unter Deutschlands Brauern zeugen diese Zahlen nicht. Im Gegenteil: Die Stimmung in der Branche ist alles andere als gut. Zwar gibt es in der Tat mehr Brauereien im Land, doch verkaufen diese in Summe immer weniger Bier. 1991 pumpten die deutschen Brauereien noch 118 Millionen Hektoliter Bier auf den deutschen Markt, inzwischen sind es nur noch 94 Millionen (alkoholfreie Biere ausgenommen). Auch im vergangenen Jahr ging der Absatz um zwei Prozent zurück. Selbst die Verkäufe ins Ausland, die die negative Entwicklung zuvor häufig abbremsen konnten, waren rückläufig. Experten machen neben einem höheren Gesundheitsbewusstsein auch den demografischen Wandel für den nachlassenden Bierdurst verantwortlich: Ältere Menschen trinken tendenziell weniger Alkohol.

Dass dennoch mehr Brauereien eröffnen, liegt am Trend zu regionalen Bieren und Nischengetränken, mit denen sich gute Geschäfte machen lassen. "Bei den Biersorten verzeichnen weiterhin die regionalen und traditionellen Bierspezialitäten wie Keller-, Land und Zwickelbiere sowie das Helle die größten Zuwächse", teilt der Deutsche Brauer-Bund mit. Davon profitieren vor allem kleinere Brauereien auf dem Land sowie die Hersteller von Craft-Bieren. Bayerische Brauereien wie Tegernseer oder Augustiner, die mit ihrem regionalen Bezug punkten, sind ebenfalls erfolgreich. Und auch die Flensburger Brauerei, die ein extrem herbes Bier braut, verkauft entgegen dem allgemeinen Trend mehr.

Verluste mussten in den vergangenen Jahr vor allem Großbrauereien wie Bitburger oder Warsteiner hinnehmen, die lange auf teure Werbung und massentauglichen Geschmack setzten. Um von der Nachfrage nach außergewöhnlichen Sorten zu profitieren, bringen die Großbrauereien derzeit vermehrt neue Brauarten auf den Markt.

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