Gesetzliche Krankenversicherung:Kassen wollen Ärztehonorare drastisch kürzen

Im Schnitt 134.000 Euro: So viel verdient ein Arzt nach Angaben der gesetzlichen Krankenversicherer. Das ist mehr als genug, sagen die Kassen. Sie wollen jetzt bei der Ärztevergütung mehr als zwei MIlliarden Euro einsparen.

Zwischen Ärzten und gesetzlichen Krankenkassen zeichnet sich ein massiver Konflikt ab. Die Kassen wollen den sogenannten Orientierungswert für die Leistungen der etwa 130.000 niedergelassenen Mediziner um gut sieben Prozent oder 2,2 Milliarden Euro senken. Die Ärzte wiederum fordern eine Erhöhung um 3,5 Milliarden Euro.

Der Orientierungswert entscheidet im Wesentlichen darüber, wie viel Geld den Kassenärzten zugewiesen wird. Die vorgeschlagene Absenkung würde ein durchschnittliches Minus von 19.000 Euro pro Praxis im Jahr bedeuten. Die aktuelle Vergütung der kassenärztlichen Leistungen liegt seit drei Jahren bei 3,5048 Cent je Punkt. Die Kassen wollen diesen Wert auf 3,2537 Cent senken, weil die Praxiskosten je Leistung auch durch eine bessere Auslastung gesunken seien.

Die Kassen erteilen damit der Forderung der Kassenärzte nach einem Inflationsausgleich um elf Prozent oder etwa 3,5 Milliarden Euro eine kategorische Absage. Die Forderung sei "nicht gerechtfertigt", sagte der Vizevorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Johann-Magnus von Stackelberg. Nach seiner Darstellung seien die Ärzte-Einkommen nach Abzug der Kosten und vor Steuern zwischen 2007 und 2011 um geschätzte 29 Prozent gestigen - auf im Schnitt 134.000 Euro im Jahr.

Damit gehörten die niedergelassenen Ärzte zu den Spitzenverdienern in Deutschland, meinte der Kassen-Manager. Über die Neufestsetzung der ärztlichen Vergütung verhandeln beide Seiten bereits. Dabei rechnet von Stackelberg angesichts der weit auseinanderliegenden Positionen nicht mit einer Einigung. Kommt es zu keiner Lösung, entscheiden drei unabhängige Sachverständige bei einer Sitzung des sogenannten Erweiterten Bewertungsausschusses am 31. August.

Rückendeckung für die Argumentation der Kassen liefert eine vom GKV-Verband in Auftrag gegebene Studie des Prognos-Insituts. Danach stieg die ärztliche Gesamtvergütung in den vergangenen Jahren deutlich stärker als die erbrachte Leistung und die Kosten. Deshalb müsse die Vergütung der Aufwandsentwicklung nach unten angepasst werden.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), die Vertretung der Ärzte, sprach von einem verantwortungslosen Sparkurs der Kassen zu Lasten der Patienten, vor allem in ländlichen Gebieten. Dort kämpften bereits heute immer mehr Einzelpraxen ums Überleben.

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