Jannis: "Vor zwei Tagen hat mich mein Sohn aus Deutschland angerufen"
"Wir haben das Glück auf einer Insel zu leben, auf der es mehr Ziegen gibt als Menschen. Die Krise ist für uns daher weiter weg als für andere Griechen. Denn vieles von dem, was wir brauchen, produzieren wir einfach selbst: Obst, Käse, Olivenöl, Ziegenmilch, selbstgemachte Nudeln und Fleisch.
Vor zwei Tagen hat mich mein Sohn aus Deutschland angerufen und mir geraten, Geld von meinem Konto abzuheben. Da habe ich ihm gesagt, dass ich 300 Euro in der Tasche habe. Von denen kann ich hier ein Jahr leben ( lacht) - na gut, ganz so ist es nicht, aber einen Monat komme ich über die Runden. Jetzt hat die Bank zu, wenn das lange so geht, könnte es knapp werden. Dafür haben wir heute Morgen ein paar Kilo Zucchini geschenkt bekommen, die reichen uns für eine Woche.
Wir verfolgen die Entwicklung der Krise vor allem vor dem Fernseher. Da ärgert mich vor allem die Arroganz der Gläubiger: Da haben wir endlich mal eine Regierung, die mit dem alten System wirklich brechen will, und die Europäer lassen sie nur auflaufen. Wollen sie denn nicht wahrhaben, dass diese ganze Griechenland-Rettung die Situation nur verschlimmert hat?"

Stimmung in Athen:"Sie haben uns den Krieg erklärt"
Vor der Ethniki Bank in Athen bilden sich vor den Bankautomaten längere Schlangen. Die Wut über die EU, aber auch über Alexis Tsipras ist zu spüren.
Smaro: "Tsipras, dieser Lausbub"
"Unsere Regierung ist aber auch nicht viel besser, Tsipras, dieser Lausbub, hat viel versprochen, aber fast gar nichts getan. Und jetzt hat er auch noch ganz Europa gegen sich aufgehetzt? Gegen Schäuble und diese Lagarde kommt er eben nicht an.
Zum Glück beziehen wir unsere Renten aus Deutschland, dadurch sind wir einigermaßen abgesichert. Was wir allerdings deutlich merken, ist, dass die Gesundheitsversorgung immer schlechter wird. Einerseits haben wir Glück, denn Alexandroupolis ( die nächste Stadt am Festland; Anm. d. Red.) hat eine Uniklinik, die ist besser ausgestattet als viele andere Krankenhäuser. Andererseits hat es wegen der ständigen Gesundheitsreformen immer wieder Probleme gegeben, mal streiken die Apotheker, dann fehlen wieder Krankenschwestern.
Krebskranke, die teure Medikamente brauchen, konnten ihre Medizin plötzlich nicht mehr in der Apotheke nachkaufen oder sie sich einfach nicht mehr leisten. Ich selbst war von solchen Nachschubproblemen noch nicht betroffen. Zum Glück: Denn ich leide unter Rheuma und Arthritis und muss deswegen regelmäßig Arznei einnehmen."