Gescheiterter Immobiliendeal:Gagfah bläst Verkauf von 38.000 Wohnungen ab

Einer der größten Deals mit Wohnraum in Deutschland ist vorerst geplatzt: Der Immobilienkonzern Gagfah hatte Zehntausende Dresdner Wohnungen angeboten, weil er dringend Geld brauchte. Auch Käufer hätte es gegeben. Jetzt will sich Gagfah lieber neues Geld leihen, um seine Schulden zu bedienen.

Der Immobilienkonzern Gagfah sagt den Verkauf seiner 38.000 Dresdner Wohnungen ab. Die auf den sogenannten Woba-Gesellschaften lastenden Schulden von gut einer Milliarde Euro würden stattdessen refinanziert, teilte der Immobilienkonzern mit. Die Refinanzierung bedürfe noch der Einigung über die Einzelheiten der Finanzierungsdokumentation mit der finanzierenden Bank. Dabei handle es sich um die Bank of America, sagte ein Insider.

Reuters hatte bereits im Januar aus Finanzkreisen berichtet, dass sich eine solche Entscheidung abzeichnet. Spekulationen zufolge gab es keinen Käufer, der die Preisvorstellungen erfülle wollte. Die Woba mit einem Buchwert von 1,8 Milliarden Euro ist das Tafelsilber im Gagfah-Konzern. Die gut vermieteten Plattenbauten, die früher in kommunaler Hand waren, machen etwa ein Viertel des gesamten Gagfah-Portfolios aus.

Der Konzern, mehrheitlich im Besitz des US-Finanzinvestors Fortress, hatte einen Verkauf mit Hilfe der Investmentbank Leonardo konkret durchgespielt, weil der Woba-Kredit im Mai ausläuft und sich die Gespräche mit den Banken hinzogen.

Käufer für das Dresden-Paket hätte es durchaus gegeben: Zu den Interessenten zählte auch die expansionshungrige Konkurrentin Deutsche Wohnen, die nun leer ausgeht. Mit einem Portfolio von 145.000 Mietwohnungen ist die Gagfah nach eigenen Angaben die größte in Deutschland börsennotierte Wohnungsgesellschaft.

"Die Refinanzierung ist die bessere Alternative", erklärte Gagfah-Chef Stephen Charlton. So werde der größte Wert für die Aktionäre geschaffen. Anleger sehen das wohl ähnlich: Die Gagfah-Aktie legte um fast zwei Prozent zu und entwickelte sich damit stärker als der Nebenwerteindex MDax. Mit 9,31 Euro notiert sie aber weiter deutlich unter dem Nettovermögenswert, den Gagfah per Ende September mit 13,15 Euro je Aktie angab. Diese Lücke zu schließen und damit zu den Konkurrenten aufzurücken, bleibt die größte Aufgabe für den Konzern 2013.

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