Geschäftsklima-Index steigt weiter an:Anzeichen für Aufschwung mehren sich

Die deutschen Unternehmen rechnen mit einer baldigen Erholung der Wirtschaft. Das Münchner Ifo-Institut meldete am Dienstag zum vierten Mal in Folge einen Anstieg des Konjunktur-Indexes.

Von Michael Bauchmüller

(SZ vom 27.08.2003) - Der Geschäftsklima-Index ist in der Bundesrepublik zum vierten Mal in Folge gestiegen. Der Trend, der eine leichte Erholung der Wirtschaft signalisiert, scheint sich zu festigen.

Geschäftsklima-Index steigt weiter an: Die Richtung zeigte zuletzt stetig nach oben.

Die Richtung zeigte zuletzt stetig nach oben.

(Foto: Foto: sueddeutsche.de)

Mit 90,8 Punkten ( Vormonat: 89,3 ) erreichte der Index des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung im August den höchsten Stand seit Juni 2002. "Besonders erfreulich ist, dass die Unternehmen nun auch ihre Lage besser einschätzen", sagte Gernot Nerb, Chefvolkswirt des Instituts, der Süddeutschen Zeitung. Der Ifo-Index gilt als wichtigster Frühindikator für die deutsche Wirtschaft.

Der so genannte Lage-Index, der zusammen mit dem Erwartungs-Index das Geschäftsklima prägt, stieg in den alten Bundesländern um 1,2 Punkte. Er erwarte nun eine baldige Verbesserung auch der realen Wirtschaftsdaten, sagte Nerb. "Dass der Aufschwung kommt, ist nun relativ sicher. Länge und Intensität sind aber noch ungewiss." So müsse sich die Einschätzung der Lage sechsmal in Folge bessern, ehe sich eine konjunkturelle Erholung auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar mache. Dort werde es zunächst wohl nur eine leichte Entspannung geben, sagte Nerb.

"Belebung im zweiten Halbjahr"

In den vergangenen Monaten hatten sich vor allem die Erwartungen der 7000 befragten Unternehmen gebessert. Für die nächsten sechs Monate verspricht sich die Wirtschaft zumindest in den alten Bundesländern weiterhin eine Erholung: Der Erwartungsindex legte abermals deutlich zu.

In den neuen Bundesländern gab der Wert zwar geringfügig nach, doch "die Umfragewerte untermauern die Ifo-Prognose einer konjunkturellen Belebung im zweiten Halbjahr", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

Vor allem die Industrie und der Großhandel bewerten ihre Lage mittlerweile deutlich besser. Die Bauwirtschaft meldet ebenfalls eine leichte Aufwärtstendenz. Allerdings beurteilt der Einzelhandel, der in den vergangenen Monaten kontinuierlich eine Besserung erwartete, das Geschäftsklima etwas schlechter. Dies könne aber auch auf die Hitzewelle zurückgehen, die den Konsum im vergangenen Monat etwas gedämpft habe, sagte Nerb.

Während die meisten Ökonomen mittlerweile von einer wirtschaftlichen Erholung ausgehen, sprechen noch nicht alle von einem Aufschwung. "Die belastenden Faktoren sind zwar weg", sagt Gustav Horn, Konjunkturexperte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. "Ich sehe aber immer noch keine Anzeichen für einen durchgreifenden Aufschwung." Immer noch fehle vielen Verbrauchern das Vertrauen in den Aufwärtstrend.

Dagegen wächst die Zuversicht in die Erholung der Weltwirtschaft. Viele Risikofaktoren der Vergangenheit seien mittlerweile verschwunden, urteilen Deutschlands Volkswirte einhellig. "In den USA erkenne ich deutliche Signale für einen Aufschwung", sagte Horn. Dies werde auch die europäische Wirtschaft voranbringen. So könne der sinkende Euro-Kurs stärker zu einer Erholung beitragen als bisher erwartet.

Schwacher Euro

Vor allem Exporteure freuen sich über die schwache Gemeinschaftswährung - ein Aufschwung in den Vereinigten Staaten wirkt sich dadurch noch schneller auf Europas Ausfuhren aus.

Ein überraschend deutlich gestiegenes Verbrauchervertrauen in den USA stützte am Dienstag die Hoffnungen auf eine Belebung der Weltwirtschaft. Der Verbrauchervertrauens-Index des privaten Forschungsinstitutes Conference Board, der im Juli noch gefallen war, stieg spürbar an. Der Index gibt Aufschluss über die künftigen Ausgaben der privaten Haushalte in den USA und gilt als wichtiger Indikator. Der private Konsum macht etwa zwei Drittel der amerikanischen Wirtschaftsleistung aus.

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