Geschäftsbericht:Deutsche Bank zahlt Mitarbeitern 1,9 Milliarden Euro an Boni

Deutsche Bank - Christian Sewing

Vorstandsvorsitzender Christian Sewing bekommt sieben Millionen Euro Vergütung überwiesen für das Jahr 2018.

(Foto: Arne Dedert/dpa)
  • Die Deutsche Bank hat 2018 zum ersten Mal seit vier Jahren wieder Geld verdient - allerdings deutlich weniger als die meisten Konkurrenten.
  • Vorstandschef Christian Sewing erhielt eine Gesamtvergütung von sieben Millionen Euro.
  • Noch mehr bekam mit 8,6 Millionen Euro jedoch sein Stellvertreter Garth Ritchie - und zwei Mitarbeiter unterhalb des Vorstands.

Die Deutsche Bank zahlt ihren etwa 90 000 Mitarbeitern für das zurückliegende Geschäftsjahr insgesamt 1,9 Milliarden Euro an Boni. Das geht aus dem Geschäftsbericht des größten deutschen Geldhauses hervor. Im Jahr 2017 hatte die Belegschaft noch 2,3 Milliarden Euro erhalten - war damals allerdings auch noch um einiges größer.

Im Vergleich zum Vorjahr, in dem die Deutsche Bank einen Verlust von 735 Millionen Euro machte, schloss das Finanzinstitut das Jahr 2018 mit einem Gewinn von 341 Millionen Euro ab. Deshalb verzichtet das Top-Management um den amtierenden Chef Christian Sewing dieses Mal auch nicht auf seine Bonuszahlungen - in den drei Jahren zuvor hatten die Manager dies getan. Für 2018 erhalten die Vorstände insgesamt 55,7 Millionen Euro, im Vergleich zu 29,8 Millionen Euro im Jahr 2017.

Grund für den Anstieg sind neben den Boni auch Abfindungen für aus dem Vorstand ausscheidende Manager, etwa für Ex-Deutsche-Bank-Chef John Cryan: Er bekam eine Abfindung von etwa 8,7 Millionen Euro sowie 2,2 Millionen, da er nicht für Konkurrenten arbeiten darf. Zudem erhielt er für das Jahr 2018, in dem er lediglich noch drei Monate für die Bank gearbeitet hatte, eine Gesamtvergütung von 1,9 Millionen Euro. Wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht, bekommt Sewing den Bonus, weil er einen Großteil der Ziele erreicht hat. So kam er etwa beim Kostensenken und Mitarbeiterabbau gut voran.

Top-Verdiener der Bank ist nicht Vorstandschef Christian Sewing

Sein Nachfolger Christian Sewing, seit April 2018 Chef der Deutschen Bank, verdiente im vergangenen Jahr sieben Millionen Euro - knapp vier Millionen mehr als im Vorjahr, als er noch normales Vorstandsmitglied war. Knapp 3,3 Millionen Euro beträgt sein Fixgehalt, der Rest geht auf Boni zurück.

Top-Verdiener unter den aktiven Vorstandsmitgliedern war Sewing im vergangenen Jahr jedoch nicht. Am meisten Geld bekam Garth Ritchie, der die Investmentbank leitet und zugleich einer der beiden Stellvertreter Sewings ist: Der Südafrikaner erhielt fast neun Millionen Euro. Das lag vor allem an seiner Position als oberster Brexit-Beauftragter der Bank, für die er zusätzliche Zahlungen erhielt. Dabei war seine Leistung allerdings nicht ungetrübt: Ausgerechnet im Geschäftsbereich von Ritchie hatte die Bank im vergangenen Jahr derart große Probleme mit den Systemen zur Kundenidentifikation, dass die Finanzaufsicht Bafin einen Sonderbeauftragten in das Geldhaus entsenden musste.

Das erste Mal seit vier Jahren verzeichnet die Bank wieder einen Gewinn

Auf einen Teil ihrer Boni haben die Manager zwar erst Zugriff, wenn sie in fünf Jahren noch bei der Deutschen Bank arbeiten. So schreibt es die Banken-Regulierung vor. Spätestens dann aber dürften viele ihre Vermögensbildung abschließen können. Auch unterhalb des Vorstands versorgte die Bank die Mitarbeiter weiterhin mit generösen Gehaltsschecks. Insgesamt ist die Zahl der Einkommensmillionäre bei der Deutschen Bank 2018 im Vergleich zum Vorjahr von 705 auf 643 gesunken. Bemerkenswert: Zwei Mitarbeiter unterhalb des Vorstands erhielten sogar eine Gesamtvergütung zwischen neun und zehn Millionen Euro und verdienten damit noch mehr als Investmentbanking-Vorstand Richtie.

2018 ist das erste Jahr seit 2014, dass die Deutsche Bank wieder Geld verdient. Allerdings blieb der Gewinn weit hinter dem der meisten Konkurrenten zurück. Die Bank kämpft weiter vor allem mit schwachen Erträgen an den Kapitalmärkten und zu hohen Kosten. Sewing will daher weiter Personal abbauen.

Zudem führt er derzeit Fusionsgespräche mit der Commerzbank. Sollte es dazu kommen, dürften zahlreiche Filialen geschlossen und vermutlich Zehntausende Banker entlassen werden. Die Fusion ist deshalb sehr umstritten. Am Freitag erklärte die weltgrößte Fondsgesellschaft Blackrock, einer der größten Anteilseigner der Deutschen Bank und der Commerzbank, man sei von der Fusions-Idee nicht überzeugt. In der Regel äußert sich Blackrock nicht so deutlich zu einzelnen Unternehmen. Doch Vize-Verwaltungsratschef Philipp Hildebrand sagte auf einer Konferenz in Frankfurt, er verstehe die Überlegung hinter dem Fusionsplan nicht: "Welches Problem soll hier gelöst werden?"

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