Lufthansa-Tochter:UFO bestreikt Germanwings von 30. Dezember bis inklusive Neujahr

Flughafen Tegel

Lufthansa-Maschine auf dem Flughafen Berlin-Tegel.

(Foto: Christophe Gateau/dpa)

Die Gewerkschaft ruft die Flugbegleiter auf, die Arbeit drei Tage lang niederzulegen.

Die Lufthansa kommt auch zwischen den Feiertagen nicht zur Ruhe. Die Kabinengewerkschaft UFO hat die Flugbegleiter der Lufthansa-Tochter Germanwings für den kommenden Montag zu einem dreitägigen Streik aufgerufen. Der Aufruf gelte vom 30. Dezember 0.00 Uhr bis zum 1. Januar 24.00 Uhr, teilte die Gewerkschaft mit.

Zuvor hatten die tief zerstrittenen Parteien versucht, mithilfe der Schlichter Matthias Platzeck und Frank-Jürgen Weise zumindest einen Fahrplan für die anstehenden Schlichtungsgespräche zu vereinbaren. Die UFO sieht diesen Versuch als gescheitert an.

Für die UFO besteht eigentlich eine Friedenspflicht. Dieses Streikverbot erstreckt sich allerdings nur auf einen kleinen Teil der UFO-Forderungen bei der Kerngesellschaft Lufthansa, die sogenannte "kleine Schlichtung". Konkret sind das neben einer Lohnsteigerung um zwei Prozent noch höhere Spesen und Zulagen sowie eine Regelung für Saisonkräfte, damit diese einfacher in reguläre Angestelltenverhältnisse wechseln können. Die Gewerkschaft könnte bei vier weiteren Flugbetrieben des Konzerns zum Streik aufrufen oder für neue Tarifforderungen auch bei der Lufthansa-Kerngesellschaft.

In dem Konflikt hat es bereits einen Warnstreik bei vier Lufthansa-Töchtern sowie im November einen zweitägigen Streik bei der Kerngesellschaft Lufthansa gegeben. Hier waren etwa 1500 Flüge mit rund 200 000 betroffenen Passagieren ausgefallen. Das war nicht selbstverständlich, denn die Gewerkschaft hatte sich in den Monaten zuvor in internen Kämpfen selbst geschwächt. Mehrere Vorstandsmitglieder waren zurückgetreten und hatten sich gegenseitig mit Untreue-Vorwürfen überzogen, was auch zu staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen geführt hat.

Streng genommen sind Matthias Platzeck und Frank-Jürgen Weise lediglich für die bereits geschilderte "kleine Schlichtung" zuständig. Lufthansa und UFO haben aber betont, dass sie eine Vielzahl weiterer Themen mit in die Gespräche aufnehmen wollen, die in den vergangenen Jahren liegen geblieben sind. Dazu werden jetzt Vorverhandlungen geführt. Laut Lufthansa liegt die Vereinbarung zu dieser "großen Schlichtung" unterschriftsreif vor. Für den Januar haben die Schlichter einen dritten Gesprächstermin angeboten.

Das grundsätzliche Problem des Konflikts: Es fehlt insgesamt wohl am gegenseitigen Vertrauen. Die Lufthansa hat die UFO, mit der sie seit 2002 Tarifverträge geschlossen hat, in den vergangenen Monaten extrem hart bekämpft und sogar die Gewerkschaftseigenschaft infrage gestellt. Der Konflikt fußt im Jahr 2015, als der damalige UFO-Chef Nicoley Baublies die bis dahin eher zahmen Flugbegleiter in den längsten Streik der Lufthansa-Geschichte geführt hat. Erst nach einer komplizierten Schlichtung unter Matthias Platzeck wurden 2016 neue, für die alteingesessenen Flugbegleiter recht vorteilhafte Tarifverträge geschlossen. Gerüchteweise soll es seit dem Konflikt die Vorgabe aus dem Aufsichtsrat geben, dass Baublies das Unternehmen verlassen müsse. Die Gewerkschaft verlangt eine Aufarbeitung des Konflikts und die Rücknahme mehrerer Klagen. Die Lufthansa spricht von unzulässigen Vorbedingungen und ist lediglich zu einem separaten richterlichen Güteverfahren bereit, das parallel zur Schlichtung laufen könnte.

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