Süddeutsche Zeitung

George Soros:Ein Spekulant geht nach Hollywood

Der Mann hat eigentlich schon fast alles gemacht. Jetzt greift er auch noch zum Film.

Hans-Jürgen Jakobs

Er gehört zu den reichsten Menschen der Welt und genoss zwischenzeitlich den durchaus zweifelhaften Ruhm, mit seinen Quantum-Fonds erfolgreich gegen internationale Währungen anzuspekulieren, so wie 1992 gegen das britische Pfund.

Jüngst sprach ihn ein französisches Gericht sogar wegen eines alten Insider-Vergehens für schuldig.

Gleichzeitig macht George Soros in der kapitalistischen Welt aber immer wieder mit Kritik am System auf sich aufmerksam, außerdem stiftete er hohe Summen für den Aufbau der Demokratie in Osteuropa.

Beliebte Dreamworks-Filme

Der philosophisch angehauchte Spekulant wurde 1930 in Budapest geboren, seine jüdische Familie überlebte die Nazi-Zeit mit gefälschten Pässen und floh 1947 vor den Kommunisten aus Ungarn.

Nun tritt George (György) Soros in einem besonders bunten Metier auf: im Filmhandel. Der Mann, der für viele nicht zu fassen ist, macht sich in Hollywood breit.

Zusammen mit seinem Partner Steven Mnuchin kaufte er für 900 Millionen Dollar die Rechte an 59 Filmen des Studios Dreamworks, das der Medienmulti Viacom kurz zuvor für 1,6 Milliarden Dollar erworben hatte.

Zu dem Paket gehören Werke wie Amistad, The Peacemaker, American Beauty, Catch Me If You Can oder Wie überleben wir Weihnachten?

George Soros wird diesen Deal sicher mit einem schönen Gewinn überleben, denn bei den Fernseh-Sendern vieler Länder sind die Dreamworks-Filme beliebt.

Zudem kann er in fünf Jahren die Rechte - sicherlich gegen einen schönen Aufschlag - an den Viacom-Konzern zurückgeben, falls dieser eine entsprechende Option zieht. Mit dem Geschäft hilft Soros dem Medienunternehmen, Schuldenlasten zu reduzieren.

Für die Studiogründer Steven Spielberg und David Geffen, die mit Neu-Produktionen dem Käufer Viacom Freude machen sollen, ist George Soros ein Wunschpartner. Schließlich gehört der Großfinanzier so wie die beiden Kreativen zum Lager der demokratischen Partei.

Im Wahlkampf 2004 setzte sich Soros vehement - mit einem zweistelligen Millionen-Betrag - gegen den republikanischen Präsidenten George W. Bush ein und schaltete ausgerechnet im Bush-freundlichen Wall Street Journal eine Zwei-Seiten-Anzeige: "Warum wir George Bush nicht wiederwählen dürfen."

Die Gegenseite meldete sich über Rupert Murdochs konservative New York Post, die über "Soros' Wahlkampf-Beschiss" wetterte. Ebenfalls im Jahr 2004 publizierte Soros sein Buch Die Vorherrschaft der USA - eine Seifenblase.

Im Mediengeschäft hat sich der Großinvestor, dessen Privatvermögen auf mehr als fünf Milliarden Dollar geschätzt wird, immer wieder betätigt - sei es bei der Finanzierung von Filmen, sei es durch den Kauf von 2,6 Milliarden Aktien des weltgrößten Medienkonzerns Time Warner.

In Deutschland war er vor 2003 an den damals zu Bertelsmann gehörenden Fachverlagen interessiert.

Immer wieder hat George Soros die Auswüchse der Globalisierung gegeißelt, zu deren beliebten Produkten Hollywood-Filme gehören.

Bei Soros' sozialen Aktivitäten leitete ihn, wie er mehrfach bekannte, Karl Poppers Buch Die offene Gesellschaft und ihre Feinde (1945).

Seine Holding Open Society Institute betreut Stiftungen in fast 50 Ländern. Kurzum, dieses Leben ist so vielseitig, das es von einem Hollywood-Studio leicht zu verfilmen wäre.

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Quelle:
SZ vom 21.03.2006
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