Georg Fahrenschon:Alle gegen einen

Deutscher Sparkassentag in Düsseldorf
(Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Lange stand der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes verbandsintern in der Kritik, inzwischen hat er gute Chancen auf eine zweite Amtszeit. Das verdankt er schwierigen Umständen und gemeinsamen Gegnern.

Von Meike Schreiber

Lange stand er verbandsintern in der Kritik, inzwischen hat er gute Chancen auf eine zweite Amtszeit: Georg Fahrenschon, seit 2012 Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) und noch mindestens bis 2018 im Amt.

Seine Wiederauferstehung verdankt Fahrenschon auch und vor allem den schwierigen Umständen, mit denen die regionalen Geldhäuser zu kämpfen haben - denn nichts verbindet mehr als ein gemeinsamer Gegner. Der heißt im Fall der Sparkassen Mario Draghi, steht der Europäischen Zentralbank vor und hat die Leitzinsen quasi abgeschafft.

Am Mittwoch war es wieder einmal so weit: In der Düsseldorfer Messehalle gastierte der alle drei Jahre stattfindende Deutsche Sparkassentag , gekommen waren 2500 Vorstände, Landräte, Bürgermeister und Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Fahrenschon hielt sich nicht mit Höflichkeiten auf. Draghis Zinspolitik gefährde das Geschäftsmodell der Sparkassen, das, vereinfacht gesagt, darauf beruht, für Kredite mehr Zinsen zu nehmen als Sparern für deren Einlagen zu zahlen. Zwar täten die Sparkassen alles dafür, ihre Privatkunden vor Negativzinsen zu schützen. Dauere das Zinstief aber noch lange an, müssten wohl auch Privatkunden Strafzinsen zahlen, die Sparkassen bisher nur bei Großanlegern erheben.

Das sei schon deshalb ein Problem, weil die einfachen Bürger genug damit zu tun hätten, fürs Alter vorzusorgen. "Mehr als 60 Prozent unserer Privatkunden haben monatlich eigentlich nichts mehr übrig, um Rücklagen zu bilden", sagte Fahrenschon. Der Staat solle deshalb einen Teil des Geldes, das er wegen der Niedrigzinsen beim Schuldendienst spare, an die Schwächeren in der Gesellschaft weitergeben.

Merkel nahm die Steilvorlage dankbar an, ohne allzu konkret zu werden. Sie lobte die Sparkassen für deren "Nähe zu den Menschen" und kritisierte die EZB, zumindest deren zweiten Teil, die Bankenaufsicht, die intransparent sei.

Das Fazit der Düsseldorfer Veranstaltung: Auf einem Sparkassentag geht es letztlich auch nicht anders zu als auf gewöhnlichen Familientreffen - wer dabei ist, geht pfleglich miteinander um, über alle anderen wird geschimpft.

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