Gentechnik-Kennzeichnung in den USA:Nur keine Transparenz

Gentechnik-Kennzeichnung in den USA: Ein bisschen Transparenz: Wer alles in die Medienkampagne gegen Gentechnik-Label investiert. Zum Vergrößern anklicken.

Ein bisschen Transparenz: Wer alles in die Medienkampagne gegen Gentechnik-Label investiert. Zum Vergrößern anklicken.

(Foto: SZ-Grafik)

Anders als in Europa müssen Hersteller in den USA bislang keinen Gentechnik-Hinweis auf ihre Verpackungen drucken. Damit das so bleibt, geben Unternehmen wie Nestlé, Monsanto, Bayer und BASF Millionen aus.

Von Silvia Liebrich

In den USA geht der Kampf um die Kennzeichnung von Gentechnik im Essen weiter. Nach Kalifornien steht nun im Bundesstaat Washington ein Volksentscheid an. In knapp zwei Wochen können Bürger dort abstimmen, ob sie eine gesetzliche Kennzeichnung von Gentechnik in Lebensmitteln wollen oder nicht.

Agrar- und Lebensmittelkonzerne wie Monsanto, Nestlé, Coca-Cola und andere wollen eine gesetzliche Vorschrift unbedingt verhindern. Das lassen sich die Unternehmen und der Branchenverband der Lebensmittelhersteller GMA auch einiges kosten. Insgesamt 17 Millionen Dollar investieren sie in eine Medienkampagne, mit der sie Stimmung gegen ein entsprechendes Gesetz machen wollen.

Die deutschen Unternehmen BASF und Bayer, die Gentech-Pflanzen entwickeln, sind ebenfalls beteiligt, wie zuvor schon beim Volksentscheid in Kalifornien. Die Befürworter eines Labels können dagegen nur mit einem Budget von etwa neun Millionen Dollar aufwarten. Die größte Einzelspende kommt hier vom amerikanischen Seifenhersteller Dr. Bonner's Magic, der knapp eine Million Dollar gespendet hat.

In Kalifornien hat sich die Investition für die Industrie zuletzt ausgezahlt: der Volksentscheid in Kalifornien ging im vergangenen Sommer knapp zu Gunsten der Kennzeichnungsgegner aus. Und das, obwohl auch amerikanische Verbraucher wissen wollen, welche Lebensmittel mit Gentechnik hergestellt wurden. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Huffington Post sprachen sich vor einem halben Jahr mehr als 80 Prozent für ein solches Label aus.

"Die Bürger haben ein Recht auf Transparenz"

So reibungslos wie in Kalifornien läuft die Kampagne im US-Bundesstaat Washington allerdings nicht. Die Staatsanwaltschaft des Bundesstaates hat sich eingemischt und Klage gegen den GMA eingereicht. Der Dachverband der Lebensmittelhersteller wollte zunächst geheim halten, welche seiner Mitglieder sich an der Kampagne beteiligen und wie viel sie dafür ausgeben. Das hielt Generalstaatsanwalt Bob Ferguson für illegal. "Die Bürger haben ein Recht auf Transparenz bei der Abstimmung", betonte er am vergangenen Freitag.

Inzwischen hat der Verband eingelenkt und die Liste der Geldgeber veröffentlicht (siehe Tabelle oben). Die Daten zeigen, dass mit Nestlé ein weiterer europäischer Konzern beteiligt ist. Der weltweit größte Hersteller von Nahrungsmitteln gibt in den USA mehr als eine Million Dollar aus, um eine Gentechnik-Kennzeichnung zu verhindern. Mit den US-Getränkefirmen Pepsico und Coca-Cola stehen weitere Firmen auf der Liste, die Marktführer ihrer Branchen sind.

Anders als Europa müssen Hersteller in den USA bislang auf Verpackungen nicht angeben, ob sie gentechnisch veränderte Lebensmittel einsetzen. Verbote wie in der EU gibt es nicht. Verbraucherschützer in den USA kritisieren die fehlende Kennzeichnung seit Jahren. Bislang stemmen sich vor allem große Agrar- und Lebensmittelkonzerne dagegen. Sie befürchten offenbar, dass Transparenz beim Einkauf zu Umsatzeinbußen führen könnte.

Die Kennzeichnung von Gentechnik im Essen ist auch ein Zankapfel bei den laufenden Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU. Die US-Seite will eine Öffnung der europäischen Märkte erreichen und verlangt Zugeständnisse. Dagegen regt sich Widerstand in Europa.

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