Generationswechsel:Heimwerker

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Ein Mann befestigt mit einem Gerät von Hilti Dachlatten. (Foto: Uli Reitz/Hilti Corporation)

Das Liechtensteiner Unternehmen Hilti bereitet den Generationswechsel vor - präzise und von langer Hand geplant.

Von Charlotte Theile, Schaan

Im Erdgeschoss hängen Bohrmaschinen und ein Zitat von Firmengründer Martin Hilti. Es geht darum, wie er Mitarbeiterführung begreift, er wolle den Menschen Raum geben, sich zu entwickeln, steht da, dazu das berühmte Hilti-Rot. Weiter oben, in einem Konferenzraum des Liechtensteiner Bohrmaschinenherstellers, sitzt sein Sohn Michael Hilti. Er spricht an diesem Montagnachmittag über Familie, Werte und den anstehenden Generationswechsel. Ein paar Wasserflaschen, eine Pressemitteilung, Kaffeetassen. Auch hier zieht sich das Rot, das Bastler in aller Welt mit den robusten Bohrhammern verbinden, bis zu Servietten und Zuckertütchchen durch. Alles ist sorgfältig geplant.

Michael Hilti erklärt, wie die Nachfolge an der Spitze des Konzerns laufen soll: Er selbst zieht sich als Sprecher des Familientrusts zurück, Pius Baschera, der jetzige Verwaltungsratspräsident, folgt ihm nach. Und Heinrich Fischer, der dem Verwaltungsrat seit zehn Jahren angehört, übernimmt das Präsidium.

Auf den ersten Blick mutet das seltsam an: Drei ältere Herren, für die zehn Jahre im Unternehmen "eine kurze Zeit" sind, verschieben die Zuständigkeiten untereinander ein bisschen - und nennen das "Generationswechsel". Ein Missverständnis, sagt Hilti. Der eigentliche Generationswechsel komme erst noch, in fünf bis sieben Jahren. Doch über kurz oder lang, darüber könne man sich schon jetzt im Klaren sein, werde es weniger Hiltis geben, die das Erbe seines Vaters im Unternehmen weiterführen können. Aus diesem Grund müsse man schon jetzt den Weg ebnen für eine Zeit, in der die Familienmitglieder keine so zentrale Rolle mehr spielen könnten.

Das Konstrukt, das hinter dem Unternehmen steht, ist der Martin-Hilti-Familien-Trust. Ihm gehören fast alle stimmberechtigten Aktien. Sinn und Zweck des Trusts sei die "Förderung der Kontinuität", sagt Hilti. Das Lebenswerk seines Vaters, dieser 24 000 Mitarbeiter umfassende Familien-Konzern, soll geschützt bleiben und möglichst ungestört weiterarbeiten können. Auch deshalb bereitet Hilti, dessen 29-jährige Tochter seit kurzem in der Stiftung arbeitet "und sich dort bewähren muss", den Wechsel schon jetzt vor. Die Generation nach ihm sei nun mal "schmaler" - wenn der Konzern erfolgreich bleiben wolle, brauche man Menschen, die "von außerhalb" kommen. Außerhalb meint in diesem Fall: außerhalb der Familie Hilti. Das Unternehmen legt großen Wert darauf, sein Führungspersonal selbst zu entwickeln. Jemand für eine Spitzenposition abwerben? Komme nicht in Frage. Wer bei Hilti etwas werden will, muss sich im Hauptsitz in Schaan bewähren.

Die Einigkeit, die Vorstandschef Christoph Loos, die Verwaltungsratsmitglieder und Michael Hilti demonstrieren, steht im scharfen Gegensatz zu einem anderen Konzern, der einst als Familien-Firma gestartet war - und sich seit zwei Jahren in bitterstem Streit befindet. Eine "Sika-Situation" wolle man um jeden Preis vermeiden, sagt der designierte Verwaltungsratspräsident Fischer mit Blick auf die Bau-Chemie-Firma aus dem Kanton Zug. Alle nicken ernst. Ja, sagt Hilti, man müsse vorbereitet sein. Es handle sich um Menschen, da könne alles passieren.

© SZ vom 30.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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