Generali Deutschland:Versicherer belohnt fittere Kunden

Generali Deutschland: Wer etwa durch Joggen nachweist, dass er etwas für sich tut, erhält einen Preisnachlass.

Wer etwa durch Joggen nachweist, dass er etwas für sich tut, erhält einen Preisnachlass.

(Foto: Christian Gohdes/Mauritius images/Westend61)
  • Gesundheitsbewusste Versicherte sollen von günstigeren Tarifen profitieren.
  • Verbraucherschützer und Politiker haben Bedenken - es geht um Nachteile für chronisch Kranke bis hin zu Fragen der Informationssicherheit.

Von Claudia Wanner und Herbert Fromme, London/Köln

150 Kalorien enthält ein großer Caffè Latte von Starbucks; die 3,5 Gramm gesättigter Fettsäuren entsprechen einem Fünftel der empfohlenen Tagesmenge. Nicht gerade ideal für einen gesunden Lebenswandel - doch ausgerechnet dieses Getränk lobt die britische Tochter des südafrikanischen Versicherers Discovery zusammen mit Kino-Gutscheinen als Anreiz für seine Kunden in Großbritannien aus, damit sie sich mehr bewegen. "Das widerspricht der Intuition, ich weiß", sagt James Baker, Leiter der Abteilung Insight bei dem Versicherer. "Aber jeder hat im Kopf, dass ein Kino-Ticket acht Pfund kostet, der monetäre Anreiz ist eindeutig."

Die Idee, Kunden zu einem gesunden Lebensstil anzuhalten und sie im Gegenzug mit günstigeren Tarifen und zusätzlichen Extras zu belohnen, ist nicht neu. Doch der Fortschritt bei Fitness-Trackern, Herzfrequenzmessern und vielen weiteren Gesundheits-Technik-Accessoires macht es jetzt möglich, direkt auf diese Daten zuzugreifen und sie in die Berechnung von Versicherungstarifen einfließen zu lassen.

"Jeder Schritt zählt"

Der südafrikanische Versicherer Discovery hat daraus mit der Marke Vitality ein Paket gebastelt. Unterstützung liefert der deutsche Rückversicherer Hannover Rück. Für Kontinentaleuropa hat sich der italienische Generali-Konzern die Rechte gesichert - und beginnt damit in Deutschland. Ab Juli können Kunden Vitality-Tarife bei der Generali kaufen, später soll auch die private Krankenversicherung hinzukommen. Das Prinzip: Wer durch Joggen, Besuche im Fitness-Studio und den Einkauf als gesund angesehener Produkte nachweist, dass er etwas für sich tut, erhält Prämien und einen Preisnachlass.

In Deutschland ist das Modell hoch umstritten. Eine "Gesundheitsdiktatur" sieht die Schriftstellerin Juli Zeh heraufziehen. Verbraucherschützer und Politiker äußern eine Vielzahl von Bedenken, es geht um Nachteile für chronisch Kranke bis hin zu Fragen der Informationssicherheit.

Doch der britische Vitality-Manager Baker ist von seinem Angebot überzeugt. "Die Zahlen sprechen für sich", sagt er. Seit der Einführung vor mehr als einem Jahr hat sich bereits ein Drittel der Kunden dafür entschieden, die Bewegung kontrollieren zu lassen. Die Anzahl der Versicherten, die die Hürde zu den "active rewards", also speziellen Bonusprogrammen, genommen hat, ist binnen sieben Monaten um das Zweieinhalbfache gestiegen.

Dabei darf der Versicherer die Latte nicht zu hoch legen, glaubt Baker. Es gehe darum, die Kunden zu einem aktiveren Lebensstil anzuhalten, ihr Verhalten langsam zu ändern und Anreiz für Bewegung zu schaffen. "Jeder Schritt zählt, es muss keineswegs immer ein Marathon sein." Nach diesem Muster können Vitality-Kunden mit einem Schrittzähler oder einer Smartwatch Punkte sammeln. 7 000 Schritte am Tag bringen drei Punkte, 12 500 Schritte schon zehn Punkte, genau wie ein Besuch im Fitness-Studio. Neun Punkte in der Woche sichern den kostenlosen Starbucks-Kaffee.

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