General Motors veröffentlicht Jahreszahlen:Opel fürchtet dunkelrote Bilanz

Der US-Autokonzern General Motors wird Milliardengewinne für 2011 präsentieren. Für das europäische Tochterunternehmen Opel werden hingegen tiefrote Zahlen erwartet. Bei den Opel-Mitarbeitern wächst die Sorge um ihre Arbeitsplätze - und die Wut. Denn sie hegen den Verdacht, GM könnte die Zahlen des deutschen Ablegers extra schlechtgerechnet haben.

Thomas Fromm

Viele Opelaner denken schon seit Tagen mit Grausen an diesen Donnerstag. Der Tag, an dem der US-Konzern General Motors (GM) seine Jahreszahlen für 2011 veröffentlicht. Es wird ein Zahlenwerk voller Gegensätze sein: Milliardengewinn für den US-Autobauer hier. Und daneben ein Geschäftsbereich, der rot sein wird. Tiefrot. Die Europa-Tochter Opel dürfte mit einem Verlust von rund einer Milliarde Dollar in der Bilanz stehen. Das wäre mehr als erwartet, und jeder Beschäftigte weiß, was das bedeutet: Der Druck, weitere Jobs zu streichen und Fabriken zu schließen, wird nicht nur weiter zunehmen. Er wird kaum noch abzuwehren sein.

Und das, nachdem bereits 8000 der 48.000 Jobs abgebaut und eine Fabrik in Antwerpen dichtgemacht wurde. Das große Schrumpfen in Rüsselsheim - es geht weiter. Jetzt wohl erst recht.

In Deutschland hegen die Arbeitnehmer inzwischen einen bösen Verdacht. "Es ist gut möglich, dass die Opel-Zahlen in der GM-Bilanz extra schlecht gerechnet werden, um den Spardruck zu erhöhen", sagt ein Gewerkschafter. So könnten Positionen wie die Schließungskosten für das Antwerpener Werk in die Bilanz aufgenommen werden und diese nach unten ziehen. "Es ist kein Problem, einen Konzernteil schwächer zu rechnen", heißt es. Die GM-internen Verrechnungspreise für Leistungen, die eine Sparte für eine andere erbringt, seien ohnehin "ein Buch mit sieben Siegeln".

GM will bei Opel radikale Sanierungsschritte durchsetzen; seit Wochen ringen Opel-Management und die Bosse in Detroit um die Zukunft des angeschlagenen Rüsselsheimer Autoherstellers. GM steht auch unter politischem Druck. Die US-Regierung hält nach der Blitzinsolvenz des Herstellers noch immer Anteile in Detroit. Die Verluste in Deutschland sind den Politikern daher ein Dorn im Auge.

Die Arbeitnehmer bringen sich in Stellung

Eigentlich wollte Opel 2011 keine Verluste mehr schreiben. Und 2012 sollte das Jahr werden, in dem der Hersteller wieder satte Gewinne erzielt. Zuletzt wurde über die US-Presse ventiliert, dass man weitere Werke - wie etwa das in Bochum - schließen könnte. Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke ruderte gegen. "Bis jetzt", sagte er, gebe es keine Entscheidungen. Aber: Es würden "verschiedene Maßnahmen" geprüft. Das klang nicht so, als würde nun Ruhe einkehren.

Insidern zufolge wird GM aber am Donnerstag, anders als von vielen erwartet, noch keine konkreten Sanierungspläne vorstellen. Die könnte es erst zur Aufsichtsratssitzung Ende März geben, bei der die Strategie für die kommenden vier Jahre festgezurrt werden soll. Spätestens dann werde klar sein, ob es für Werke wie Bochum künftig noch einen Platz im Opel-Verbund gebe, sagen Leute bei dem Unternehmen.

Im Ruhrgebiet bringen sich die Arbeitnehmer bereits in Stellung. Die Bochumer Belegschaft habe "große Erfahrung darin, Schließungspläne zu verhindern", schrieb Betriebsratschef Rainer Einenkel an die Beschäftigten. Und rief zum Widerstand gegen neue Kürzungspläne auf: "Opel Bochum zu schließen wird auch diesmal nicht gelingen."

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