General Motors und Opel:"Übertrieben optimistisch"

Lesezeit: 2 min

Erst sah es nach Trennung aus, jetzt will der wiedererstarkte US-Autohersteller General Motors Opel vielleicht behalten - und müsste dann wohl deutlich mehr Milliarden investieren als gedacht.

Die Verhandlungen ziehen sich seit Monaten, doch entschieden hat General Motors (GM) über die Opel-Zukunft immer noch nicht. Auch bei dem auf zwei Tage angesetzten Treffen des GM-Verwaltungsrats gab es bislang kein Votum. Jedenfalls keines, das öffentlich bekannt geworden wäre. Fest stehen dürfte nur: Hält der durch das Insolvenzverfahren zu neuer Kraft gelangte GM-Konzern an der einstigen Tochter fest, wird's für die Amerikaner wohl richtig teuer.

GM würde mit bis zu 6,1 Milliarden Dollar in bar deutlich mehr Mittel benötigen als bisher angenommen. Das geht aus einem Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hervor. Die Mittel würden zusätzlich zu den 50 Milliarden Dollar gebraucht, die GM bereits von der US-Regierung erhalten habe, hieß es weiter. Die bisher von GM kalkulierten Zusatzkosten von 4,65 Milliarden Dollar seien "übertrieben optimistisch" gewesen.

Der KPMG-Bericht soll dem GM-Verwaltungsrat in Detroit vorgelegt werden, der bei seinem Treffen am Dienstag und Mittwoch über die Zukunft des Rüsselsheimer Autohersteller entscheiden könnte. Zuletzt hatte es bei GM immer mehr Stimmen für einen Verbleib von Opel im US-Konzern gegeben.

Zahlen? Nicht für jeden!

Deutschland, das für einen Verkauf von Opel an den kanadischen Autozulieferer Magna eintritt, machte klar, dass es einen Verbleib von Opel bei GM nicht unterstützen wird. "Die Bundesregierung hat immer wieder klargestellt, dass Staatshilfen an eine Investorenlösung gebunden sind", sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums.

Neben Magna hat auch der Finanzinvestor RHJI für Opel geboten. Mit einer Entscheidung des GM-Verwaltungsrats wird frühestens am Mittwochabend gerechnet. Wahrscheinlicher ist aber wohl, dass eine Entscheidung erst im Oktober getroffen wird - und damit nach der Bundestagswahl.

Regierungsmitglieder wie Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) betonten immer wieder, dass die Bundesregierung ihre Zusagen über Staatshilfen nur für den Fall gemacht habe, dass Magna den Zuschlag bekomme. RHJI oder GM bekämen die Garantien nicht. Sie müssten stattdessen den Überbrückungskredit über 1,5 Milliarden Euro zurückzahlen.

Dieser Kredit hält Opel seit Monaten über Wasser. GM hat deshalb allerdings auch keinen Zeitdruck, weil die Hilfe noch bis Januar für Opel ausreichen dürfte.

Betriebsrat und Gewerkschaften warfen GM vor, Zeit und Geld zu verschwenden. Branchenexperten warnten, eine weitere Verzögerung schade massiv dem Image der Marke Opel.

Bei einer weiteren Vertagung einer Entscheidung über die Zukunft von Opel planen die Arbeitnehmervertreter kurzfristige Protestmaßnahmen. "Wenn es eine Hängepartie oder eine Entscheidung für RHJ gibt, dann werden wir eine Großkundgebung in Eisenach machen", sagte Opel-Betriebsratschef Klaus Franz am Mittwoch. Diese sei bereits für Freitag geplant. Dazu würden auch Vertreter der anderen deutschen Opel-Standorte in Rüsselsheim, Bochum und Kaiserslautern erwartet.

Gemeinsam wollen die Beschäftigten dann eine Menschenkette um das Corsa-Werk in Thüringen bilden, "um das Werk zu beschützen, weil es eines der gefährdetsten ist", sagte Franz. Die Arbeitnehmervertreter bei Opel bevorzugen einen Einstieg des Zulieferers Magna und dessen russischem Partner Sberbank. Sollte RHJ zum Zug kommen, plant der Finanzinvestor eine vorübergehende zweijährige Stilllegung des Eisenacher Werks.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: