General Motors:Opel trägt die Hauptlast des Stellenabbaus

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Keines der deutschen Opel-Werke wird geschlossen - doch hierzulande baut GM so viele Stellen ab wie nirgends sonst in Europa.

Harald Schwarz und Marc Widmann

General Motors will trotz tiefgreifender Sanierung alle vier deutschen Opel-Werke erhalten. Das sehe das Sanierungskonzept vor, teilte GM-Europachef Nick Reilly mit. Dennoch werden bis zu 5400 der insgesamt 25000 Opel-Beschäftigten in Deutschland ihren Jobs los.

Auf die Opel-Belegschaft warten harte Einschnitte. (Foto: Foto: dpa)

Der neue GM-Europachef Reilly traf sich am Mittwoch mit den Opel-Arbeitnehmern, um die neuen Sanierungspläne für den angeschlagenen Autobauer Opel zu verhandeln. Kurz davor, am späten Nachmittag, trat der Brite mit ernster Miene in Rüsselsheim vor die Presse. Insgesamt müssen bei GM in Europa rund 9000 Arbeitsplätze gestrichen werden, sagte er.

Davon würden etwa 50 bis 60 Prozent auf Deutschland entfallen, das sind zwischen 4500 bis 5400 Arbeitsplätze. Er betonte erneut, dass in Deutschland alle vier Standorte, also neben der Zentrale in Rüsselsheim die Werke in Bochum, Kaiserslautern und Eisenach, erhalten bleiben sollten.

Weitere Angaben machte Reilly nicht. Es gebe noch keine "endgültigen Entscheidungen" sagte er. Erste Ergebnisse der Verhandlungen mit den Arbeitnehmern seien in zwei bis drei Wochen zu erwarten. Schlecht sieht es offenbar für das Opel-Werk im belgischen Antwerpen aus. Dessen Bestand sei "gefährdet", sagte Reilly.

Er bekräftigte, dass GM für den Umbau der europäischen Standorte und Neuinvestitionen um Staatshilfen in einer Gesamthöhe von etwa 3,3 Milliarden Euro bitten wird: "Wir sind guter Hoffnung, dass wir von allen Ländern Unterstützung erhalten, in denen wir tätig sind."

Auch in Deutschland wollten nach seinen Angaben die vier Ministerpräsidenten der Länder mit Opel-Standorten über mögliche Hilfen beraten. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sagte, es werde keine Sonderbehandlung für GM geben. Wie jedes andere Unternehmen könne sich der Konzern mit einem Finanzkonzept um Unterstützung bemühen. Ein Antrag werde dann "nach Recht und Gesetz" geprüft.

Die Einschnitte bei Opel fallen damit etwas geringer aus als bisher geplant. Bis Anfang November wollte der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna zusammen mit russischen Partnern Opel übernehmen, das Geschäft scheiterte überraschend an GM.

Der Zulieferer plante, in Europa 10.000 Arbeitsplätze zu streichen, davon etwa die Hälfte in Deutschland. Von dem GM-Sanierungsplan sind hierzulande die Standorte in Rüsselsheim und Bochum besonders betroffen. Am Stammsitz von Opel sollen offenbar nach Angaben aus Gewerkschaftskreisen 2400 Arbeitsplätze eingespart werden. Für Bochum sei der Abbau von 2300 Stellen vorgesehen, hieß es.

Jeweils 300 Jobs sollen in Kaiserslautern und Eisenach wegfallen. Die Hauptlast der Sanierung soll neben Deutschland das Nachbarland Belgien tragen. Am dortigen Standort Antwerpen will GM offenbar 2000 der 2500 Arbeitsplätze streichen.

Für die Autoproduktion in Antwerpen, wo zuletzt Astra-Modelle von den Bändern liefen, dürfte der Plan das Aus bedeuten. Übrig bliebe dort dann nur noch eine Verkaufsorganisation. GM will bei Opel die Kapazitäten insgesamt um 20 Prozent verringern und die Fixkosten um 30 Prozent drücken.

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Von den Beschäftigten bei Opel erwartet GM zudem einen Sanierungsbeitrag durch Lohn- und Gehaltsverzicht.

Die Arbeitnehmervertreter wollen sich aber gegen den Stellenabbau wehren. "Wir werden das nicht akzeptieren und den Schulterschluss mit der Regierung suchen", sagte der Opel-Betriebsratsvorsitzende Klaus Franz am Mittwoch.

© SZ vom 26.11.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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