Bertelsmann-Studie:Lebensverhältnisse in den Kommunen driften auseinander

Obdachlose Person

Eine obdachlose Person richtet sich in einem Durchgang ihr Nachtlager ein.

(Foto: dpa)
  • Die Kluft zwischen armen und reichen Städten in Deutschland vergrößert sich trotz der guten Wirtschaftszahlen.
  • Zu den ärmsten Kommunen gehören Gelsenkirchen, Essen, Herne, Duisburg und Dortmund. Dort ist auch die Zahl der Hartz-IV-Empfänger besonders hoch.

Trotz der guten Konjunktur vergrößert sich die Kluft zwischen armen und reichen Städten in Deutschland. Das geht aus einer Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor. Hohe Schuldenberge, steigende Kosten für Hartz-IV-Empfänger und hohe Haushaltsdefizite setzen demnach schwache Kommunen stark unter Druck. Die ohnehin schon gut aufgestellten Städte profitieren hingegen kräftig von der Wirtschaftslage.

Die Autoren der Studie haben die Entwicklung der zehn reichsten und zehn ärmsten kreisfreien Städte verglichen und auf den Anteil der Hartz-IV-Empfänger hin untersucht. Das Haushaltsdefizit der armen Kommunen lag im Zeitraum von 2010 bis 2017 bei fast einer Milliarde Euro, während die reichen Städte einen Überschuss von 3,6 Milliarden erzielten.

Niedrigster Hartz-IV-Anteil in München

Zu den ärmsten Kommunen gehören gleich fünf Ruhrpott-Städte, darunter etwa Gelsenkirchen: Dort bezieht fast jeder Vierte Hartz IV. Berücksichtigt wurden bei der Berechnung Menschen bis 65 Jahre; Rentner bekommen aus einem anderen Finanztopf Hilfen, der nicht von den Kommunen getragen wird. In Essen, Herne, Duisburg und Dortmund bekommt etwa jeder Fünfte Hartz IV.

Demgegenüber stehen zehn Städte mit dem niedrigsten Hartz-IV-Anteil, von denen acht in Bayern und zwei in Baden-Württemberg liegen. Am besten sieht es in München aus, wo der Studie zufolge nur 4,5 Prozent der Bevölkerung die staatliche Hilfe beziehen.

"Mit der Wirtschaftskraft der Städte driften auch die Lebensverhältnisse ihrer Einwohner immer mehr auseinander", sagt Bertelsmann-Experte René Geißler. Sollte es mit der Wirtschaft bergab gehen, drohe sich die Situation noch zu verschärfen. "Eine Abkühlung der Konjunktur reißt unmittelbar neue Löcher in die Haushalte und macht die vergangenen Bemühungen zunichte." Die Autoren der Studie empfehlen, dass der Bund seinen Anteil an den Hartz-IV-Zahlungen von derzeit knapp der Hälfte auf mehr als 70 Prozent hochschraubt. Zudem sollte der Bund schwache Kommunen gezielter als bisher fördern. "Aus eigener Kraft können diese Städte ihre Kassenkredite nicht abtragen."

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