Geldwerkstatt:Wo man gute Tipps bekommt

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Banken, Sparkassen und Investmentfirmen empfehlen oft ihre eigenen, meist teureren Produkte. Doch wenn ich Fonds kaufen will, wer kann mich dazu seriös beraten? Fragt Wolfgang S.

Von Jan Willmroth

Wenn es um Kritik an Banken und deren Empfehlungen geht, kann man sich auf die Verbraucherzentralen verlassen. Eigentlich ist immer irgendwas los. Neulich wieder, im Dezember, "alarmierend" sei das: 835 Fälle aus ihrer Beratung haben die Verbraucherzentralen untersucht. 95 Prozent der aktuellen Angebote der Banken passten nicht zum tatsächlichen Bedarf der Kunden. Na ja, "Bedarfsgerechtigkeit", das ist leider ein Begriff, den man erst einmal interpretieren muss. Sagen die Banken zu Recht. Es stimmt aber auch, dass der Kunde bei seiner Bank eben nicht unbedingt das bekommt, was am besten für ihn ist. Schwarz-Weiß-Maler sagen lieber: Eigentlich schwätzen Banken den Kunden nur das auf, was den Banken nützt.

Die Wirtschaftsforschung kennt das Problem. Wenn der Kunde mit Erspartem in die Bank geht und mit Verträgen wieder heraus, dann hat er das erlebt, was die Wissenschaft als "asymmetrische Information" bezeichnet. Zwei Vertragsparteien, so lautet die Definition, verfügen bei Abschluss eines Vertrags nicht über die gleichen Informationen. Der Kunde erfährt nicht unbedingt, warum ein Berater ihm bestimmte Produkte empfiehlt und nicht andere. Der Banker weiß nicht unbedingt detailgenau, welche Bedürfnisse sein Gegenüber hat. Weil es um Geldanlage, Altersvorsorge oder Spekulation geht, handelt es sich immer um eine Entscheidung unter Unsicherheit. Das erschwert es zusätzlich. Das Ergebnis ist, um im Jargon der Ökonomen zu bleiben, häufig ineffizient. Die ständige Kritik der Verbraucherschützer zeigt: Dieses bekannte Dilemma ist noch immer nicht gelöst.

Daran konnte auch die seit Jahren angepriesene Honorarberatung nichts ändern. Sie bleibt in ihrer Nische. Im Gegensatz zu Banken und Finanzvertrieben, deren Berater Provisionen und versteckte Gebühren kassieren, wird ein Honorarberater für seine Beratung direkt bezahlt. Das ist für deutsche Sparkassenkunden erst einmal schwer nachvollziehbar, hat aber deutliche Vorteile: Das zuvor bekannte Honorar macht transparent, wie viel der Berater am Kunden verdient. Er hat einen starken Anreiz, dem Kunden gute Produkte zu empfehlen, denn er will wieder beraten. Honorarberater gibt es fast in jeder Stadt, man muss sie aber gezielt suchen. Die meisten arbeiten unabhängig.

Gesetzesänderungen haben es nicht gerade erleichtert, den Überblick zu behalten. Heute gibt es Honorar-Anlageberater, Honorar-Finanzanlagenberater und Finanzanlagenvermittler. Honorarberater dürfen keine Provision behalten; wenn sie eine erhalten, müssen sie diese an den Kunden weiterreichen. Vermittler dürfen beides kassieren: Provisionen und Honorare. Immer wieder zeigen Umfragen, dass die Bereitschaft der Kunden, Honorare für Anlageberatung zu zahlen, recht gering ist. Verbraucherschützer führen das darauf zurück, dass der Gesetzgeber nicht wie in anderen Ländern einfach Provisionszahlungen beseitigt hat. Provisionen müssen lediglich offengelegt werden. Nun etabliert sich ein neues Modell: Anlageberatung im Netz, ohne Kontakt zu Menschen. Dabei sind die Gebühren transparent, Provisionen gibt es nicht, die Basis bilden verständliche Fragebögen. Die Kunden investieren meist in ETFs, also in jene börsennotierten Fonds, die oft indexorientiert sind und passiv verwaltet werden . Zwar steht die Bewährungsprobe für diese Modelle noch aus. Aber die Information ist längst nicht mehr so asymmetrisch verteilt.

© SZ vom 04.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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