Geldwerkstatt:Wer Rat sucht, hat die Qual

Viele Deutsche misstrauen den Banken. Wer gibt die besten Empfehlungen für die Geldanlage? Manche Berater arbeiten auf Provision, andere verlangen Honorar. Beide Wege führen nicht immer zum besten Ergebnis.

Von Meike Schreiber

Wenn von der Beziehung zwischen Kunde und Bankberater die Rede ist, dann kann man inzwischen wohl getrost von einem zerrütteten Verhältnis sprechen. Viel zitiert ist der Vergleich, dass Verbraucher inzwischen lieber zum Zahnarzt gingen, als zum Bankberater. Denn dort würden sie ohnehin nur übers Ohr gehauen. Es ist ein Trend, der mindestens seit der Finanzkrise anhält: Laut einer Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young ist das Misstrauen hiesiger Bankkunden gegenüber Kreditinstituten zuletzt weiter gestiegen. Deutsche sind damit deutlich skeptischer als die Bankkunden weltweit.

Was aber, wenn man doch einmal Rat benötigt? Etwa, weil man wissen möchte, wie man trotz magerer Zinsen fürs Alter vorsorgen kann, ein Immobilienkauf bevorsteht oder man sich selbständig machen will? Wie findet man einen guten Berater, und was sollte man dabei beachten?

Der Bankberater

Bevor man eine Bank oder Sparkasse aufsucht, sollte man sich vor Augen halten, dass die Berater dort in erster Linie Verkäufer sind. Für den Verkauf von Wertpapieren oder Fonds erhalten sie vom Anbieter Provisionen. Nach wie vor empfehlen sie den Kunden daher nicht unbedingt das am besten geeignete Produkt, sondern jenes, das ihnen selbst am meisten einbringt. Bei einem Anleihe- oder Aktienfonds beispielsweise zweigt der Berater rund drei bis fünf Prozent der gesamten Anlagesumme, den sogenannten Ausgabeaufschlag, für sich ab. Häufig zahlt der Kunde für diese Produkte zudem laufende Kosten.

Geldwerkstatt: Illustration: Lisa Bucher

Illustration: Lisa Bucher

In Zeiten von Minizinsen verdient also erst einmal die Bank, erst sehr viel später eventuell der Kunde. Kostengünstige Indexfonds etwa, die breit in den Aktienmarkt oder andere Anlagen investieren, erhält man dort häufig erst auf hartnäckige Nachfrage hin. Außerdem konzentrieren sich die Berater oft auf das Vermögen des Kunden und lassen die Kredite außen vor. Dabei bringt die Schuldentilgung meist mehr als die Geldanlage. Immerhin aber legen Banken spätestens seit dem Jahr 2010 ihre Provisionen dem Kunden offen. Außerdem müssen die Berater die wichtigsten Punkte des Gesprächs (Vermögen des Kunden, Risikobereitschaft, Anlageziele und Empfehlungen) festhalten und das Protokoll vom Kunden unterschreiben lassen.

Einen guten von einem schlechten Bankberater zu unterscheiden, ist für Laien dennoch schwer. Mustafa Behan, Gründer von Whofinance, einer Online-Bewertungsplattform für Bankberater, rät, dem Berater zu Beginn erst einmal zahlreiche Fragen zu stellen: Was verdient die Bank oder Sparkasse genau am Verkauf des Produkts? Wie vielen Kunden wurde das Produkt schon verkauft und wie ist es denen damit ergangen? Wie viele Kunden mit einer ähnlichen Vermögenssituation hat der Bankberater bereits beraten? "Wenn man diese Dinge kritisch hinterfragt, kann man Schiffbruch leichter vermeiden", sagt Behan. Geht doch einmal etwas schief, hat man heute immerhin mehr Zeit, dagegen vorzugehen. Früher hatten die Kunden nach Vertragsabschluss lediglich drei Jahre Zeit, gegen Beratungsfehler zu klagen. Seit Januar 2007 beginnt diese Dreijahresfrist erst ab dem Zeitpunkt, an dem der Beratungsfehler erkannt wurde.

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Der Honorarberater

Wer sich bei einem provisionsabhängigen Bankberater unwohl fühlt, kann auch einen sogenannten Honorarberater aufsuchen. Dafür wird zwar ein Stundensatz von hundert bis dreihundert Euro fällig. Der Honorarberater aber unterliegt nicht dem Anreiz, teure Produkte zu verkaufen. Aber auch Honorarberatung ist von Konflikten nicht frei: Der Berater könnte möglichst lange und häufig beraten, um seine Einnahmen zu maximieren. Seit August 2014 ist die Honorarberatung für Vermögensanlagen durch das Honoraranlagenberatungsgesetz geregelt und erlaubnispflichtig. Dadurch soll der Kunde etwa klarer erkennen können, nach welcher Vergütungsform sein Finanzvermittler entlohnt wird. Standards gibt es aber nicht. Einen guten Honorarberater zu finden, ist daher ebenfalls nicht einfach. Im Internet gibt es mehrere Portale, die die Suche erleichtern.

Auf www.berater-lotse.de etwa finden sich mehr als 1000 Berater, die nur über Honorar arbeiten. Die Internetseite www.diealtenhasen.de listet Honorarberater für Senioren auf. Ein weiterer Wegweiser kann Whofinance sein, ein Bewertungsportal nicht nur für Filialen von Banken, sondern auch für Finanz-, Versicherungs-, oder Immobilienfinanzierungs-Berater. Das Online-Portal besteht seit fast zehn Jahren und umfasst eine Sammlung von Finanz-Experten aus mehr als tausend Orten in Deutschland. Insgesamt finden sich dort 270 000 Kundenbewertungen für Finanzberater. Die Kunden beurteilen dabei die Beratungs- und Servicequalität, das Produktangebot, die Preise beziehungsweise Konditionen sowie die Kommunikation zwischen dem Kunden und dem Berater. Um zu gewährleisten, dass die Bewertungen echt sind, werden sie von Whofinance geprüft, etwa ob die Bewertungstexte plausibel klingen. Die auf dem Portal angezeigten Berater bezahlen eine monatliche Gebühr für ihr Profil sowie eine Gebühr, wenn der Kunde auf das Beraterprofil klickt.

Verbraucherzentralen

Auch bei den Verbraucherzentralen kann man sich zur eigenen Finanzlage beraten lassen. Nach eigener Auskunft wollen die Verbraucherzentralen aber lediglich Hilfestellung geben beim Einkauf der Produkte, um dann "selbstbestimmt entscheiden zu können". Dort kann man zum Beispiel erfahren, wie man sich ein Portfolio an kostengünstigen Indexfonds zusammenstellt. Auch das ist freilich nicht gratis: Bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg kostet eine zweistündige Beratung 160 Euro. In den Verbraucherzentralen in Bayern zahlt man für eine eineinhalb Stunden dauernde Beratung 90 Euro. Dort kann man ermitteln lassen, "wie groß die Rentenlücke wirklich ist" oder wie man mit Banken und Finanzvermittlern umgeht. Die Wartelisten sind lang. Als Konkurrenz zu Banken wollen sich die Verbraucherschützer bewusst nicht sehen.

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