Geldwerkstatt:Putzige Rendite

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Weil viele Familien für ihre Kinder sparen wollen, werben Banken und Versicherer mit Konten und Depots für die Kleinsten. Doch nicht alle bieten echte Vorteile.

Von Felicitas Wilke, München

Wenn sie Eltern oder Großeltern als Kunden gewinnen wollen, dann klingt die sonst nüchterne Sprache der Geldhäuser schnell ziemlich putzig. In der Vorweihnachtszeit werben Banken und Versicherer vermehrt für Junior-Depots, Mäusekonten oder Biene-Maja-Schutzbriefe. Frühzeitig Geld für die Kinder und Enkel anzulegen sei zwar durchaus sinnvoll, sagt Thomas Beutler, der bei der Verbraucherzentrale Saarland Finanzthemen betreut. Doch nicht immer steckt hinter den süßen Namen auch ein gutes Angebot. Fragen und Antworten zur Geldanlage für Kinder.

Welche Angebote versprechen eine gute Rendite?

Als die Großeltern von heute vor 30 Jahren für ihre eigenen Kinder Geld anlegten, erhielten sie auf simple Sparprodukte schnell mal fünf Prozent Zinsen. Wer heute eine solche Rendite anstrebt, kommt mit Sparkonten nicht weit. Im Bereich des Möglichen sind solche Erträge mit passiv gemanagten Fonds, sogenannten ETFs. Diese Indexfonds verursachen weniger Kosten als aktiv gemanagte Investmentfonds und bilden bestimmte Indizes nach, zum Beispiel von Aktien oder Anleihen. Wer mit ETFs auf internationale Aktienindizes wie den MSCI World setzt, muss zwar Wertschwankungen in Kauf nehmen, streut das Risiko wegen der vielen Aktien aus unterschiedlichen Ländern und Branchen aber breit. "Für Menschen, die langfristig Geld für ihre Kinder anlegen wollen, sind breit gestreute ETF-Sparpläne empfehlenswert", sagt Verbraucherschützer Beutler. Dabei zahlen die Anleger jeden Monat oder auch vierteljährlich einen bestimmten Betrag ein, der dann in ETFs investiert wird.

Junior-Depots, wie sie einige Banken anbieten, unterscheiden sich kaum von herkömmlichen Depots. Manchmal können sie sich dennoch lohnen: "Teilweise entfallen dabei Grundgebühren oder Kosten für die Sparplanausführung", sagt die unabhängige Finanzberaterin Stefanie Kühn aus Grafing bei München. Von hübschen Prämien wie Startguthaben oder Lego-Bausteinen sollten sich Anleger hingegen nur dann überzeugen lassen, wenn die Konditionen auch sonst stimmen.

Früher reichte es aus, wenn Kinder ihr Erspartes zur Bank trugen. Doch in Zeiten der Niedrigzinsen überlegen sich Eltern Alternativen. (Foto: Getty Images)

Wenn eher überschaubare Summen angespart werden sollen, können auch spezielle Angebote für Kinder attraktive Konditionen bieten. "Bis zu einem bestimmten Höchstbetrag sind Kinderkonten oft besser verzinst als herkömmliche Produkte", sagt Kühn. Um kleine Kunden an die Bank zu binden, bietet etwa die Hamburger Sparkasse Kindern bis 14 Jahren einen heute fast schon sensationellen Zinssatz von drei Prozent - allerdings nur bis zu einem Sparbetrag von 500 Euro. Danach springen beim "Mäusekonto" nur noch minimale 0,03 Prozent heraus.

Wie viel Sicherheit bieten die Produkte für Kinder?

Zwar können Fondsprodukte langfristig eine deutlich höhere Rendite als Sparbücher oder Konten abwerfen. Weil sich ETFs meist an Aktienmärkten orientieren, kann der Wert zwischenzeitlich aber stark schwanken. Will man das Geld eher kurzfristig anlegen oder braucht es pünktlich für den Führerschein, kann das zum Problem werden. Dann bietet es sich an, das Geld besonders sicher und verlässlich zu investieren. Finanzberaterin Kühn empfiehlt Familien, die Beträge auf ein Tages- oder Festgeldkonto einzuzahlen - je nachdem, ob die Summe jederzeit oder erst zu einem bestimmten Zeitpunkt in der näheren Zukunft verfügbar sein muss. Auch hier wird niemand reich von den Zinsen, die mit gut einem Prozent bei den Direktbanken noch tendenziell am höchsten ausfallen. Dafür ist das Geld dank der staatlichen Einlagensicherung bis zu einem Betrag von 100 000 Euro wirklich sicher.

Was ist von Ausbildungsversicherungen zu halten?

Viele Versicherer werben mit sogenannten Ausbildungsversicherungen, einer Kombi aus (Fonds-)Sparen und einer Risikolebensversicherung. Auch diese Angebote tragen oft süße Namen von Kinderstars, stoßen bei vielen Experten aber auf Kritik. "Solche Mischangebote sind häufig intransparent, unflexibel und teuer", sagt Beutler. Die Abschlussgebühr und die laufenden Kosten fressen einen Großteil der Rendite auf. Verbraucherschützer empfehlen, Geldanlage und Risikoabsicherung lieber voneinander zu trennen.

Niedrige Zinsen, hohe Unsicherheit - wie soll man da noch sein Geld investieren? In der "Geldwerkstatt" erklären wir aktuelle Fragen zur Geldanlage. (Foto: SZ-Grafik)

Sollte man die Produkte auf den eigenen Namen oder den Namen des Kindes abschließen?

Geht es nach Verbraucherschützer Beutler, dann spricht nichts dagegen, das Depot oder Konto auf den Namen des Kindes laufen zu lassen. Die Angehörigen müssen dafür die Geburtsurkunde von Tochter oder Sohn vorlegen und können dann von Steuerfreibeträgen profitieren. Finanzberaterin Kühn warnt aber, dass das Kind in diesem Fall vom 18. Geburtstag an komplett frei über das Geld verfügen kann - und es im schlimmsten Fall lieber für Partys als für die Uni ausgeben könnte. Sie empfiehlt Eltern und Großeltern, sich auf der Basis zu entscheiden, ob das Geld zur freien Verfügung oder für die Ausbildung vorgesehen ist.

Niedrige Zinsen, hohe Unsicherheit - wie soll man da noch sein Geld investieren? In der "Geldwerkstatt" erklären wir aktuelle Fragen zur Geldanlage.

© SZ vom 28.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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