Geldwerkstatt:Die Weltwirtschaft im Depot

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Niedrige Zinsen, hohe Unsicherheit - wie soll man da noch sein Geld investieren? In der "Geldwerkstatt" erklären wir aktuelle Fragen zur Geldanlage.

Indexfonds werden immer beliebter, weil sie bei niedrigen Gebühren höhere Renditen als klassische Geldanlagen versprechen. Wer in ETF investieren will, sollte aber einiges beachten.

Von Harald Freiberger

Indexfonds spielen in Deutschland eine immer bedeutendere Rolle. Mit der relativ neuen Anlageform lassen sich Aktien oder Anleihen breit gestreut im Depot abbilden. Privatanleger hatten Ende März hierzulande bereits 15 Milliarden Euro darin investiert. Ende 2016 waren es erst zehn Milliarden Euro.

Indexfonds werden, wenn sie an der Börse gehandelt werden, auch ETF (Exchange Traded Fonds) genannt. Sie bilden einen Index wie den Dax, der die 30 größten deutschen Aktiengesellschaften vereint, eins zu eins ab. Es gibt Hunderte Indizes für Aktien, Anleihen oder Rohstoffe. Die bekanntesten für Aktien sind, neben dem Dax, der weltweit investierende MSCI World, der US-amerikanische S&P 500 oder der europäische Euro Stoxx 50.

Wer zum Beispiel für 10 000 Euro einen ETF auf den MSCI World kauft, verteilt damit sein Geld auf mehr als 1600 große Unternehmen aller Industriestaaten, er hat sozusagen die gesamte Weltwirtschaft im Depot. Zudem sind die Kosten niedrig. Für ETF sind im Durchschnitt 0,5 Prozent an Jahresgebühren fällig, bei aktiv gemanagten Fonds sind es häufig ein Prozent, auch zwei Prozent sind nicht selten. Zudem wird für diese beim Kauf ein Ausgabeaufschlag von zwei bis fünf Prozent fällig, der bei ETF wegfällt.

Diesen einfachen Weg, breit in die Kapitalmärkte zu investieren, schätzen auch immer mehr professionelle Anleger; in aktiv gemanagten Investmentfonds stecken bereits zehn Prozent ETF. Für Privatanleger sind Sparpläne ein guter Weg, regelmäßig in ETF zu investieren. Dabei fließt zum Beispiel jeden Monat ein fester Betrag in den ETF. Hält der Anleger dies lange durch, kann er fürs Alter einen wichtigen Grundstock als Ergänzung zur gesetzlichen Rente ansparen. Die Bundesbürger hatten Ende März bereits 562 000 solcher ETF-Sparpläne abgeschlossen. Auch hier ist das Wachstum gewaltig: Ein Jahr zuvor waren es erst 370 000. In jeden Sparplan fließen im Durchschnitt 150 Euro pro Monat. Insgesamt sind derzeit 86 Millionen Euro in ETF-Sparplänen angelegt, ein Zehntel mehr als noch Anfang des Jahres.

Ein Grund für das starke Wachstum ist auch, dass die Banken zunehmend auf den Trend reagieren und immer mehr ETF-Sparpläne anbieten, häufig zu geringen Gebühren. Das EXtra-Magazin, eine Fachpublikation für ETF, analysierte vor Kurzem die Angebote von 17 Instituten. Dabei gingen die Kosten mit 50 Prozent in die Bewertung ein, das Angebot mit 40 Prozent und der Service mit zehn Prozent. Bei den Direktbanken bekamen Consorsbank, DKB Bank, Finvesto und Flatex die Note sehr gut, von den vier getesteten Filialbanken schnitten Commerzbank, Postbank und Targobank mit der Bestnote ab, die Hypo-Vereinsbank mit gut.

Privatanleger, die in einen ETF-Sparplan investieren wollen, sollten sich zunächst bei ihrer eigenen Filial- oder Onlinebank erkundigen, welche ETF sie für diesen Sparweg anbietet. Die beste Strategie ist es, mit dem größten Teil des für die langfristige Anlage zur Verfügung stehenden Geldes breit in den Aktienmarkt zu investieren. Mögliche Aktienindizes sind der MSCI World, der Stoxx 600 Europe, der Dax, der S&P 500 und der britische FTSE 100.

Privatanleger sollten niemals auf eine einzelne Anlageklasse setzen

Bei der Wahl der Bank sollten Anleger auch auf die Kosten achten. Ein Vergleich von ETF-Sparplänen des Internetportals brokervergleich.de zeigt, dass günstige Banken bei einem monatlichen Sparplan über 50 Euro bis zu 0,75 Euro Gebühren verlangen, bei den teuersten kostet es bis zu 2,70 Euro. Am günstigsten sind die Onvista Bank, bei der ein ETF-Sparplan sogar kostenlos ist, die Wüstenrot-Bank, Cap Trader, Finvesto und Fonds Supermarkt verlangen nicht mehr als 0,22 Euro.

brokervergleich.de empfiehlt ETF-Sparpläne als einen Bestandteil der Geldanlage. Privatanleger sollten niemals auf eine einzelne Anlageklasse setzen. Wichtig sei etwa auch, einen Teil des Geldes in sichere Anlagen wie Tages- und Festgeld oder Staatsanleihen zu stecken. Der Anteil, der in ETF auf Aktienindizes fließen kann, richtet sich nach der Risikobereitschaft des Anlegers. Wer mit schwankungsanfälligeren, langfristig aber rentableren Aktien nicht gut schlafen kann, sollte nur einen geringen Anteil wählen. Wichtig ist zudem der Anlagehorizont: Wer in Aktien investiert, sollte mindestens fünf Jahre, besser noch zehn Jahre Zeit haben, da die Aktienmärkte immer einbrechen können und Zeit brauchen, um die Kursverluste wieder aufzuholen. Auf lange Sicht ist ein regional und branchenmäßig breit gestreutes Aktiendepot jedoch von der Wertentwicklung her kaum zu schlagen.

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