Süddeutsche Zeitung

Geldwäsche:Schmutziges Geld im hohen Norden

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Ein neuer Geldwäsche-Verdacht belastet die Aktien von Skandinaviens Banken.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Skandinavische Banken gelten als mustergültig im Vergleich zu anderen europäischen Kreditinstituten. Lange Zeit stachen sie nicht nur durch hohe Erträge und dicke Kapitalpolster hervor, sondern waren eigentlich auch frei von großen Skandalen. Eigentlich. Denn spätestens seitdem 2018 herauskam, dass die dänische Danske Bank mutmaßlich für den größten bislang bekannten Geldwäsche-Skandal verantwortlich ist, hat das Image gelitten. Es drängt sich der Eindruck auf, dass die baltischen Töchter gleich mehrerer skandinavischer Banken jahrelang Anlaufpunkt für russische Kriminelle waren, die illegale Gelder in den Westen schleusten. Über die estnische Filiale der Danske etwa sollen Unbekannte aus Osteuropa zwischen 2007 und 2015 sogar bis zu 200 Milliarden Euro gewaschen haben.

Am Montag brachen nun die Aktien von Nordea, der größten Bank der Region, an der Börse in Helsinki zeitweise um bis zu 6,6 Prozent ein und zogen die Papiere der norwegischen Bank DNB Asa und des schwedischen Geldhauses SEB mit nach unten. Die Anleger fürchten, dass hohe Strafzahlungen auf die Banken zukommen. Wie der finnische Sender Yle am Nachmittag vermeldete, erhielt Nordea von 2005 bis 2017 womöglich verdächtige Zahlungen im Volumen von rund 700 Millionen Euro. Es ist nicht das erste Mal, dass solche Vorwürfe gegen die Bank laut werden. Vergangenen Herbst hatte der in Großbritannien ansässige Investor Bill Browder behauptet, er habe Beweise, dass 405 Millionen Dollar an verdächtigen Geldern über Konten von Nordea geflossen sind. Browder, der auch bei den Ermittlungen gegen Danske eine wichtige Rolle gespielt hatte, stellte Strafanzeige gegen Nordea bei einer Behörde in Finnland. Dort wird seine Anzeige seither geprüft.

Nordea hat den Sitz seiner Holding unlängst wegen der aus ihrer Sicht schärferen Regulierung im Heimatland Schweden nach Finnland und damit in die Euro-Zone verlagert. Das Institut ist somit unter die Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) gewechselt. Nordea ist die einzige für das globale Finanzsystem systemrelevante Bank Skandinaviens.

Aber auch die Swedbank mit Sitz in Stockholm war zuletzt wegen Geldwäsche-Vorwürfen unter Druck von Behörden und Investoren gekommen. Der schwedische Sender SVT hatte berichtet, im Danske-Skandal seien auch bei der Swedbank verdächtige Transaktionen gefunden worden. Seither ermitteln die Finanzaufseher in Schweden und Estland gegen das schwedische Institut. Auch Litauen beteilige sich. Die Swedbank hat zudem eine interne Untersuchung gestartet. Seit der Veröffentlichung des Fernsehbeitrages haben die Aktien des Geldhauses rund ein Fünftel an Wert verloren.

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Quelle:
SZ vom 05.03.2019
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