Geldwäsche:Mangelnde Kontrolle

Deutsche Bank in Frankfurt

In Erklärungsnöten: die Deutsche Bank in Frankfurt.

(Foto: Arne Dedert / dpa)

Die Deutsche Bank ist womöglich tiefer in den Danske-Fall verstrickt. Es gab frühzeitig Warnungen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Trägt die Deutsche Bank eine Mitverantwortung an dem Geldwäsche-Skandal der dänischen Danske Bank? Von 2007 bis 2015 hatten kriminelle osteuropäische Kunden über eine kleine Niederlassung der Danske Bank in Estland unbehelligt Kundengelder in alle Welt geschleust. Es geht um enorme 200 Milliarden Euro - es ist der wohl größte Geldwäsche-Skandal der Geschichte. Das System hätte nicht funktioniert, wenn die Danske nicht mehrere große Banken eingeschaltet hätte, um die Transfers abzuwickeln: JP Morgan, Bank of America und Deutsche Bank. Laut eines Whistleblowers lief sogar der Großteil der Geldwäsche über Konten der Deutschen Bank: etwa 130 Milliarden Euro. Die Frankfurter sind sich aber keiner Schuld bewusst. Die Deutsche Bank habe lediglich Zahlungen von Danske-Kunden weitergeleitet und sei daher nicht für die Überprüfung dieser Kunden zuständig gewesen, hatte Sylvie Matherat, die für Aufsichtsfragen zuständige Vorstandsfrau des Kreditinstituts, in der vergangenen Woche gesagt. "Da ist man in der zweiten Reihe", sagte sie. Als sich Verdachtsmomente ergaben, habe die Deutsche Bank gehandelt und die Geschäftsbeziehung 2015 beendet.

Die Systeme des Instituts schlugen Alarm: Das Geld kam aus Briefkasten-Firmen

Womöglich aber hätte die Deutsche Bank viel früher handeln können. Laut einem Bericht des Spiegels gab es intern lange vor 2015 deutliche Hinweise, dass etwas nicht stimmt mit Danske-Kunden. So haben die Deutsche Bank und ihre US-Tochter bereits zwischen März 2013 und November 2014 mindestens ein Dutzend Mal Geldzahlungen von Danske-Kunden in sechsstelliger Höhe zurückgewiesen, weil intern die Systeme anschlugen. "Abgelehnt aufgrund interner Vorgaben" lautete offenbar die Begründung. Aufgefallen sein könnte der Deutschen Bank, dass es offenbar britische Briefkastenfirmen namens LCM Alliance und Hilux Services waren, die die Zahlungen abwickeln wollten. Nach Erkenntnissen des internationalen Recherche-Netzwerkes Organized Crime and Corruption Reporting Project sollen diese Firmen dazu gedient haben, Gelder des aserbaidschanischen Regimes um Präsident Ilcham Alijew außer Landes zu bringen und westliche Politiker, etwa im Europarat, zu beeinflussen. Die Verbindung der Firmen mit Aserbaidschan ist seit 2017 als aserbaidschanische Waschmaschine bekannt. Warum aber beendete die Deutsche Bank die Beziehung nicht früher? Die US-Bank JP Morgan, über die ebenfalls Zahlungen liefen, kappte die Verbindung bereits zwei Jahre früher. Ein Sprecher des Geldhauses sagte, die vom Spiegel genannten Unternehmen seien keine Kunden der Deutschen Bank gewesen. Die Bank habe diese Unternehmen daher auch nicht mit üblichen Prozessen überprüft. Die Hinweise müssen das Institut nicht zwangsläufig entlasten. In gewissem Umfang sind Banken inzwischen verpflichtet, auch die Kunden ihrer Kunden zu prüfen. Außerdem müssen sie die Transaktionen und Partnerbanken überprüfen.

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