Geldwäsche:Die nächste Bank ist dran

FILE PHOTO: ABN AMRO's headquarters in Amsterdam

Der Hauptsitz von ABN Amro in Amsterdam, Niederlande.

(Foto: Piroschka Van De Wouw/Reuters)

Die Staatsanwaltschaft ermittelt bei ABN Amro wegen Geldwäsche.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Viele Jahre lang konnten Europas Banken vergleichsweise sorglos verdächtiges Geld annehmen, ohne sich ausreichend gründlich mit dessen Herkunft zu beschäftigen. Aber spätestens seit 2018 ein Whistleblower den Geldwäsche-Skandal der dänischen Danske-Bank aufgedeckt hat, rücken die Behörden ihre Scheinwerfer stärker auf das Thema Geldwäsche. Seither geht es Schlag auf Schlag, und eine Bank nach der anderen bekommt Besuch von Ermittlern: Am Donnerstag erwischte es die niederländische Großbank ABN Amro. Das Institut werde verdächtigt, über einen längeren Zeitraum Geldwäscheverdachtsanzeigen zu spät oder gar nicht abgegeben zu haben, teilte die niederländische Staatsanwaltschaft mit. Die Bank habe das Verhalten ihrer Kunden zudem nicht ausreichend unter die Lupe genommen und Geschäftsbeziehungen mit verdächtigen Kunden nicht rechtzeitig abgebrochen. Die Ermittler äußerten sich nicht dazu, welchen Zeitraum sie untersuchen. Die ABN-Amro-Aktien fielen daraufhin um mehr als acht Prozent. Ein ABN-Amro-Sprecher sagte, die Bank sei am Mittwoch über die Ermittlungen informiert worden und habe keine Informationen zu den möglichen Auswirkungen. Im August hatte das Geldhaus gewarnt, dass ihr möglicherweise Strafen wegen Geldwäsche drohen. Zuvor hatte die niederländische Zentralbank angeordnet, dass ABN Amro alle Privatkunden in den Niederlanden auf mögliche Geldwäsche und andere kriminelle Aktivitäten untersucht. Erst am Dienstag und Mittwoch hatten Ermittler bei der Deutschen Bank in Frankfurt Unterlagen wegen des Verdachts auf Beihilfe zur Geldwäsche im Skandal um die Danske Bank beschlagnahmt. Die Deutsche Bank war jahrelang als Korrespondenzbank für die größte dänische Bank tätig, die im Zentrum des Geldwäscheskandals steht. Auch die niederländische ING musste 2018 rund 775 Millionen Euro für die Beilegung eines Geldwäsche-Verfahrens bezahlen.

Warum aber werden so viele Banken ihrer Aufgabe als Schleusenwärter des Finanzsystems nicht gerecht? Das interessiert inzwischen auch die EU-Kommission: Anhand von Stichproben bei zehn europäischen Banken - darunter auch die Deutsche Bank - haben die Beamten eine Mängelliste erstellt. Probleme seien nicht nur die rechtlichen Unterschiede in den Mitgliedstaaten sowie die laxe Prüfung durch nationale Aufseher, sondern auch Schlamperei und Vorsatz der Banken, heißt es in dem Bericht von Juli 2019. Auch wenn einige der Mängel auf Fahrlässigkeit zurückzuführen gewesen seien, habe es auch Fälle gegeben, "in denen es den Anschein hatte, dass Mitarbeiter oder Führungskräfte der Kreditinstitute Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung unterstützten oder Abwehrmechanismen absichtlich außer Kraft setzten, um gewinnbringende, jedoch höchst verdächtige Geschäfte abzuwickeln". Die Aufseher hätten nach der Finanzkrise das Thema Geldwäsche nicht im Blick gehabt.

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