Geldwäsche:Deutsche Bank macht es Kriminellen zu leicht

Deutsche Bank im Minus

Die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt.

(Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Britische Aufseher werfen der Bank Mängel im Kampf gegen die Finanzkriminalität vor.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Keine Skandale mehr. Das ist es, was man sich bei der Deutschen Bank schon lange erhofft. "Wir haben bereits viel geschafft. Bis Jahresende wollen wir wichtige Verfahren abschließen", hatte Co-Bankchef Jürgen Fitschen erst vor ein paar Tagen gesagt. Nach seinem Freispruch im Münchner Kirch-Prozess war Fitschen wahrscheinlich hoffnungsvoll gestimmt.

Für die laufenden Verfahren mag seine Diagnose zutreffen. Die Bank ist vor Kurzem erneut Schauplatz von Geldwäsche oder anderen schweren Regelverstößen geworden - und dieses Risiko ist womöglich deutlich größer als gedacht.

Jedenfalls funktionieren die Kontrollsysteme der Bank offensichtlich immer noch nicht ausreichend. Das wirft die britische Finanzaufsicht Financial Conduct Authority (FCA) der Bank in einem von Anfang März datierten Brief vor. "Bei der Deutschen Bank in Großbritannien gab es gravierende systembedingte Mängel zur Verhinderung von Geldwäsche, Terrorismus-Finanzierung und Sanktionsverstößen", heißt es in einem Brief, aus dem die Financial Times zitiert. Hochrangige Manager hätten den Kampf gegen Finanzkriminalität lange vernachlässigt. Zudem fehlten Unterlagen und Geschäfte wurden nur lückenhaft überwacht, so die FCA. Außerdem sei unangemessener Druck auf Mitarbeiter ausgeübt worden, mit bestimmten Kunden ins Geschäft zu kommen.

Das Institut prüft seit Monaten tatsächlich strenger, mit wem es Geschäfte macht

Tatsächlich war erst vergangenes Jahr ein umfangreicher Fall von Geldwäsche bekannt geworden, der sich in der Russland-Niederlassung, aber auch in London abgespielt hatte. Die FCA untersucht nun, wie das Institut die Missstände abstellen kann. Die Prüfung dürfte Monate dauern und im Anschluss daran könnte die Aufsicht dann sogar ein Bußgeld verhängen.

Bei der Bank gibt man sich einsichtig. Seitdem Vorstandschef John Cryan im Sommer die Führung übernommen habe, sei man dabei, die Systeme zu verbessern. "Wir wissen, wie wichtig dieses Thema ist, und sind entschlossen, die Mängel zu beheben", sagte ein Sprecher der Deutschen Bank. Tatsächlich prüft das Institut seit einigen Monaten sehr viel genauer, mit wem man Geschäfte macht, beziehungsweise hat sie sich weltweit von vielen Kunden getrennt. Auch in die EDV-Systeme investiert die Bank derzeit massiv, damit verbotene Geschäfte früher entdeckt werden.

Doch warum passiert das alles jetzt erst? Diese Frage werden die Aktionäre auf der Hauptversammlung Ende Mai erneut stellen. Womöglich werden viele Anteilseigner den Ex-Vorständen, die 2015 teilweise noch im Amt waren, die Entlastung verweigern, also nachträglich das Vertrauen entziehen. Direkte rechtliche Folgen ergeben sich daraus nicht, aber der Rechtfertigungsdruck steigt. Das gilt vor allem für den amtierenden Aufsichtsrat: Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung rät zum Beispiel die deutsche Stimmrechtsberatung Ivox nicht nur davon ab, Ex-Co-Vorstandschef Anshu Jain zu entlasten, sondern auch dem amtierenden Aufsichtsrat das Vertrauen zu entziehen. Neben dem enormen Reputationsschaden hätten Vorgänge wie die Libor-Zins-Manipulation bereits enorme Summen gekostet. Auch der Aktienkurseinbruch sei nicht zum Vorteil gewesen, ebenso wenig wie die enorme Wertvernichtung in Milliardenhöhe, schreiben die Analysten in ihrer aktuellen Empfehlung für Investoren.

Offen ist noch, wie sich die mächtige US-Aktionärsvereinigung Institutional Shareholder Services positioniert. 2015 hatte ein großer Anteil der anwesenden Aktionäre dem Management die Entlastung verweigert, auch weil ISS dies empfohlen hatte. Jain trat kurz nach der Hauptversammlung zurück.

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