Geldpolitik:Warten auf den neuen Chef

EZB-Ratsmitglied Nowotny wünscht sich eine Überprüfung der Strategie der Europäischen Zentralbank. Die Orientierung am Inflationsziel von zwei Prozent etwa sei grundsätzlich richtig, aber zu eng gefasst.

EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny spricht sich für ein flexibleres Inflationsziel bei der Europäischen Zentralbank aus. "Ich glaube, dass es vernünftig wäre, etwas mehr Flexibilität zu haben, wie es etwa die israelische oder die tschechische Notenbank gemacht haben", sagte der österreichische Notenbankchef dem Handelsblatt. Er sei dafür, das Zwei-Prozent-Ziel zu erhalten, "aber mit einem Korridor von 0,5 oder einem Prozent auf oder ab". Die US-Notenbank (Fed) überprüfe derzeit ihre geldpolitische Strategie. "Die Fed hat das eingeleitet, und die EZB ist auch dabei, so etwas vorzubereiten", sagte Nowotny. Angesichts des Führungswechsels bei der EZB in diesem Jahr sei es eine natürliche Sache, dass es zu strategischen Überlegungen kommen müsse. Die Amtszeit von EZB-Präsident Mario Draghi läuft Ende Oktober aus.

Angesichts der Konjunkturabkühlung in der Euro-Zone und der weit unter dem EZB-Ziel von knapp zwei Prozent liegenden Teuerung hatte die Zentralbank vor Kurzem die Zinswende weiter aufgeschoben. Da der Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld schon seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent liegt, befürchten Experten, dass die EZB nicht mehr viel Spielraum hat, die Konjunktur zusätzlich anzukurbeln. Die EZB will ihren Leitzins noch bis mindestens in das nächste Jahr hinein bei null Prozent halten, um mit billigem Geld Investitionen und Konsum anzuschieben.

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