Geldpolitik und Wirtschaftswachstum:Japans Notenbanker bleiben locker

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Die drastische Lockerung der Geldpolitik durch die BoJ hat den Yen deutlich abgeschwächt. (Foto: REUTERS)

Die Wirtschaft des Landes wächst überraschend - die japanische Notenbank sieht sich in ihrer lockeren Geldpolitik bestätigt. Warnungen vor einer neuen Blase ignoriert sie.

Von jetzt an soll es aufwärts gehen. Die japanische Zentralbank hat ihre Einschätzung der wirtschaftlichen Lage des Landes angehoben. Die Wirtschaft habe begonnen anzuziehen, erklärte die Bank of Japan (BoJ) nach Abschluss zweitägiger Beratungen. Tatsächlich ist sie im ersten Quartal überraschend stark gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt stieg von Januar bis März um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, wie die Regierung in Tokio mitteilte. Hochgerechnet auf das gesamte Jahr ergäbe sich damit ein Plus von etwa 3,5 Prozent.

Die Zahlen sind auche ine Bestätigung für den riskanten Kurs der Notenbanker. Sie beschlossen, die Geldpolitik vorerst unverändert aggressiv zu lockern. Wie im April angekündigt, werde die Geldbasis um jährlich etwa 60 bis 70 Billionen Yen ausgeweitet (455 bis 530 Milliarden Euro). Auf diese Weise will die BoJ die jahrelange Deflation mit stetig fallenden Preisen überwinden.

Analysten und Beobachter rechnen damit, dass die Geldpolitik noch bis zu fünf Jahre locker bleiben wird. Die drastische Lockerung der Geldpolitik durch die BoJ hat den Yen deutlich abgeschwächt. Dies hat den Unternehmen dazu verholfen, mehr Geld mit Exporten zu verdienen. Dazu trägt alelrdings auch die Erholung ausländischer Märkte bei. Der Rückgang der Ausfuhren sei vorbei, erklärte die BoJ in einer Stellungnahme. Zudem gebe es Anzeichen, dass sich die Investitionen im Land nicht weiter abschwächten. Außerdem verbessere sich die Stimmung unter den Verbrauchern.

Die Erwartung einer Konjunkturerholung hat die Börse auf den höchsten Stand seit mehr als fünf Jahren steigen lassen. Die Notenbank will die Geldbasis zur Überwindung der jahrelangen Deflation in den kommenden zwei Jahren verdoppeln. Dazu kauft die Notenbank auch verstärkt Staatsanleihen und riskantere Finanzinstrumente. Ziel ist eine Inflation von zwei Prozent. Japan litt als eines der wenigen Länder jahrelang unter Deflation - das Geld wurde mehr wert, die Wirtschaft stagnierte, die Schulden konnten schwieriger abbezahlt werden. Kritiker der Finanzpolitik der neuen Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe, der von der BoJ kräftige Schützenhilfe erhält, warnen angesichts dieser aggressiven Lockerung der geldpolitischen Zügel bereits davor, dass eine neue Blase entstehen könnte. Der ehemalige Weltbankpräsident Robert Zoellick warnt davor, das Wachstum könnte nur ein sugar high sein - ein kurzes zuckersüßes Hoch, dass sich als nicht nachhaltig erweist.

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