Süddeutsche Zeitung

Geldpolitik:Höhere Zinsen in USA

Lesezeit: 1 min

Die amerikanische Notenbank erhöht erneut die Zinsen und kündigt weitere vier Schritte bis Ende 2019 an. Mit den Zinserhöhungen beugt die Fed einer Überhitzung der Wirtschaft vor, die von Trumps radikaler Steuerreform befeuert wird.

Angesichts des Wirtschaftsbooms erhöht die amerikanische Notenbank Fed den Leitzins erneut und will bis Ende 2019 noch vier Mal nachlegen. Der Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld stieg um einen Viertelpunkt auf die neue Spanne von 2,0 bis 2,25 Prozent, wie die amerikanischen Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell am Mittwoch mitteilten.

Es war bereits der dritte Schritt nach oben in diesem Jahr. Wahrscheinlich wird noch ein vierter gegen Jahresende hinzukommen, wie aus dem aktualisierten Zinsausblick hervorgeht. Nächstes Jahr hat die Notenbank noch drei Anhebungen auf dem Zettel. Wegen des zusehends strafferen Kurses strich die Notenbank die Formulierung, dass die Geldpolitik die Konjunktur weiterhin anschiebe.

Die Finanzmärkte reagierten kaum auf die Zinserhöhung, die von vielen Beobachtern erwartet worden war. Mit den Zinserhöhungen kann die Notenbank einer Überhitzung der Wirtschaft vorbeugen, die von US-Präsident Donald Trumps radikaler Steuerreform zusätzlich befeuert wird. "Die Notenbank musste jetzt handeln. Denn der heiß gelaufene Jobmarkt mit dem starken Arbeitsplatzaufbau macht eine Straffung derzeit nötig", sagte der Ökonom Nathan Sheets vom Vermögensverwalter PGIM. Doch im Weißen Haus herrscht eine andere Meinung vor: Der auf möglichst hohe Wachstumsraten fixierte Trump hatte im Sommer die Zinserhöhungen der Zentralbank ungewöhnlich offen attackiert.

Ökonom Friedrich Heinemann vom Mannheimer Forschungsinstitut Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sieht allerdings den von Trump angezettelten Zollkonflikt als einen der Gründe dafür, dass die Notenbank die Zügel strafft: "Der amerikanische Präsident darf sich jetzt nicht über eine Beschleunigung der Zinserhöhungen beschweren. Seine Zollpolitik ist eine der Ursachen für die rasche Gangart der US-Notenbank." Denn die amerikanischen Sonderzölle auf chinesische Importe dürften für zusätzlichen Inflationsdruck sorgen. Seit Anfang Juli haben sich beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt mit Straf- und Vergeltungszöllen überzogen. Erst an diesem Montag traten neue Strafzölle auf chinesische Produkte im Umfang von 250 Milliarden Dollar in Kraft. Die Regierung in Peking reagierte ebenfalls mit Zöllen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4147006
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 27.09.2018 / SZ, Reuters
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.