Geldhaus:HSBC muss noch mehr sparen

September 17, 2019, Hong Kong, China: Pedestrians walk past a British multinational banking and financial services holdi

Passanten vor einer HSBC-Niederlassung in Hongkong: Die Unruhen in der chinesischen Sonderverwaltungszone haben dem Geldhaus zugesetzt.

(Foto: imago images/ZUMA Press)

Der Gewinn der größten europäischen Bank ist überraschend stark gefallen.

Von Veronika Wulf

Es sind gleich mehrere politische Konflikte, unter denen die britische Großbank HSBC derzeit leidet: Die USA und China streiten über Handelszölle, der Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) ist längst ein Chaos aus Terminen, deren Verschiebungen und Unsicherheiten, und Hongkong ist nun schon seit Monaten gebeutelt von den Protesten der Demonstranten. Zwei dieser Problemherde sind für die HSBC vor allem deshalb wichtig, weil das Geldinstitut den Großteil seiner Einnahmen in Asien erwirtschaftet. Und so bringen sie die Großbank ins Schlingern: Europas größtes Geldhaus verdiente im vergangenen Quartal deutlich weniger als erwartet und korrigierte seine Prognosen für das kommende Jahr nach unten. Der Vorsteuergewinn fiel überraschend stark um 18 Prozent auf 4,8 Milliarden Dollar. Analysten hatten lediglich mit einem Rückgang auf 5,3 Milliarden Dollar gerechnet.

Außerdem sagte Interims-Vorstandschef Noel Quinn am Montag, dass weitere Sparmaßnahmen nötig seien. "Unsere bisherigen Pläne reichen nicht mehr aus, um das Geschäft auf Vordermann zu bringen." Quinn hatte bereits im August - direkt nachdem er den Chefposten bei der Bank übernommen hatte - angekündigt, noch dieses Jahr 4000 Stellen zu streichen. Sein Vorgänger John Flint war zuvor nach nur eineinhalb Jahren überraschend gegangen. Damals hieß es, er habe zu spät auf die "Eintrübung der Geschäftsaussichten" reagiert. Nun muss es sein Nachfolger richten.

Dass es der Großbank nicht gut geht, zeigte sich auch an der Börse in London: Dort gehörten die HSBC-Aktien zu den größten Verlierern. Sie fielen zwischenzeitlich um bis zu 4,8 Prozent auf ein Zwei-Monats-Tief von 588 Pence. Die HSBC-Kursverluste zogen auch andere Aktien mit runter: Der europäische Banken-Index sank um 0,4 Prozent. Zudem gab die britische Bank bekannt, dass sie ihre bisher in Aussicht gestellte Eigenkapitalrendite von elf Prozent bis 2020 wohl nicht mehr erreichen wird.

"Alles in allem sind das ziemlich schwache Zahlen", kommentierte Edward Firth, Analyst beim Brokerhaus KBW, die Entwicklungen. "Die gute Nachricht daran ist aber, dass das Management jetzt endlich Maßnahmen ergreift, auf die schon lange gewartet wurde." Quinn will unter anderem das seit Jahren schwächelnde US-Geschäft restrukturieren, das von Januar bis September einen Verlust von 189 Millionen Dollar angehäuft hat. Einen kompletten Rückzug aus den USA, wie ihn manche Analysten forderten, schloss er jedoch aus. Und dann ist da noch das Investmentbanking: Dort sind die Gewinne seit Jahresbeginn um gut ein Fünftel eingebrochen. Es bleibt genug zu tun für den neuen Chef.

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