Süddeutsche Zeitung

Geldanlage:Ein bisschen was geht noch

Lesezeit: 3 min

Die Zinsen für Tagesgeld und Festgeld sind zuletzt weiter gefallen. Aber es gibt noch Angebote mit Rendite. Wer sparen will, muss vergleichen - oder die Bank wechseln.

Von Maximilian Helmes, München

Sparen ist mehr, als nur Geld auf dem Girokonto liegen zu lassen. Doch genau das passiert immer noch. So verwalten nach Angaben des deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) allein die Sparkassen rund 480 Milliarden Euro. Dieses Geld bringt normalerweise keine Zinsen und verliert bei einer Inflationsrate von mehr als einem Prozent sogar an Wert. Trotzdem stiegen 2019 die Guthaben auf den Girokonten um gut sechs Prozent, während die Spareinlagen gerade einmal um 0,7 Prozent sanken. Zu den Spareinlagen gehört auch Tagesgeld, das bei den Anlegern nach wie vor beliebt ist. "Der Wunsch, jederzeit auf das Ersparte zugreifen zu können, ist offenbar höher als der Wunsch nach Rendite", sagt Helmut Schleweis, Präsident des DSGV.

Wer auf Zinserträge trotz hoher Verfügbarkeit nicht verzichten will, ist mit Tagesgeldkonten gut beraten. Die Konten werden in der Regel online geführt, und es fallen keine Gebühren an.

Bei der Suche nach dem richtigen Konto gibt es im Prinzip zwei Möglichkeiten: Entweder sucht man sich ein Konto mit Zinsen, die möglichst dauerhaft über dem Durchschnitt liegen, oder man nutzt Neukundenangebote aus. Dabei wird meist ein besonders attraktiver Aktionszins für die ersten paar Monate garantiert. Nachteil: Der Kunde muss häufiger die Bank wechseln, denn ist der Aktionszeitraum abgelaufen, gilt wieder der reguläre, deutlich niedrigere Zinssatz.

Jahrelang unter den Topangeboten war dabei die ING Bank. Es gab immerhin 1,0 Prozent in den ersten vier Monaten obendrauf, zumindest für Guthaben bis 50 000 Euro. Doch dieses Angebot hat das Geldhaus zurückgezogen. Die ING zahlt jetzt 0,25 Prozent in den ersten vier Monaten, danach gibt es nur noch 0,01 Prozent, also fast gar nichts mehr. Auch andere Anbieter wie Moneyou, eine Tochter der Großbank ABN Amro, haben zuletzt ihre Zinsen drastisch reduziert. Sie reagieren damit auf die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die vor Kurzem den Negativzins für Einlagen bei der EZB auf 0,5 Prozent erhöht hatte.

"Jeder Zins ist besser als kein Zins."

Tagesgeld bringt deshalb immer weniger. Das Verbraucherportal biallo.de ermittelte unter knapp 100 Tagesgeldkonten einen Durchschnittszins von nur noch 0,13 Prozent. Horst Biallo, Gründer des gleichnamigen Internetportals, sagt: "Jeder Zins ist besser als kein Zins." Er rät, das Tagesgeld lediglich als eiserne Reserve für kurzfristige einmalige Ausgaben zu sehen, etwa für eine Autoreparatur oder den Kauf eines neuen Kühlschranks. Dafür empfiehlt Biallo, immer zwei bis drei Nettomonatsgehälter auf dem Tagesgeldkonto zu bunkern. Aber welche Angebote sind derzeit noch halbwegs attraktiv? Bei der Postbank gibt es für Neukunden sechs Monate lang 1,0 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass man bis zum 31. Dezember ein neues Girokonto eröffnet und es als Gehaltskonto nutzt. Die Zinsen werden nach den sechs Monaten gutgeschrieben.

Die Renault Bank Direkt bietet Neukunden einen Aktionszins von 0,50 Prozent für drei Monate auf Beträge bis 500 000 Euro. Die Advanzia Bank mit Sitz in Luxemburg zahlt bei einer Mindestanlage von 5000 Euro 0,40 Prozent sowohl für Bestands- als auch für Neukunden. In dem Vergleich, den biallo.de für die SZ erstellt hat (Tabelle), finden sich die besten zehn Anbieter.

In einem anderen Vergleich stellt biallo.de den durchschnittlichen Zins für Festgeld dar. Dieser liegt für sichere Anlagen derzeit bei 0,26 Prozent, bei einem Jahr Laufzeit und einem Mindestanlagebetrag von 25 000 Euro. Festgeld bringt also etwas mehr als Tagesgeld.

Fest ist dabei sowohl die Dauer der Anlage als auch der Zins. Gleichzeitig gilt der Grundsatz: Je länger die Laufzeit, desto höher die Zinsen. Geldexperte Biallo rät, die Anlagesumme gestückelt auf verschiedene Laufzeiten für maximal zwei Jahre zu investieren. Der Vorteil: Steigen die Zinsen wieder, ist der Sparer flexibler und kann sein Geld schneller zu dann wieder höheren Zinsen anlegen. Wegen des Zinseszinseffekts sollte man aber auch darauf achten, wann die Zinszahlung erfolgt, zum Ende der Laufzeit oder jährlich.

Beim Vergleich der Festgeldangebote mit einem Jahr Laufzeit und einer Summe von 25 000 Euro schneidet derzeit die französische Bank Crédit Agricole mit 0,91 Prozent Zinsen am besten ab.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4675544
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 11.11.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.