Geld der Schriftsteller:Kuba, Kinder, Wahnsinn

Literaturnobelpreisträger bekommen nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch eine Million Euro. Wofür die Geehrten das Geld ausgaben - ein Überblick in Bildern

Marc Steinhäuser

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Doris Lessing; afp

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Nein, es geht nicht nur um Ruhm und Ehre. Und von der obligatorischen Urkunde und der Goldmedaille mit dem Porträt von Alfred Nobel werden die meisten Schriftsteller ohnehin wenig haben. Wer den Literaturnobelpreis gewinnt, der wird nebenbei noch reich: Zehn Millionen Kronen, also etwas mehr als eine Million Euro, schüttet die Nobelstiftung in die Taschen der Preisträger. Für Literaten ist das besonders lukrativ, müssen sie sich im Gegensatz zu ihren Kollegen aus der Chemie oder Physik das Geld doch nur selten teilen. Die große Frage nach dem Sieg lautet also: Wohin mit der Knete? Hier einige Anregungen aus der Geschichte:

Doris Lessing

Schon als die 88-jährige Britin Doris Lessing im vergangenen Jahr den Literaturnobelpreis gewann, waren viele Fachleute unzufrieden. Zu alt sei die Siegerin, außerdem komme die Entscheidung 20 Jahre zu spät. Was macht also eine fast 90-jährige, inzwischen recht gebrechliche Frau mit so viel Geld? "Mein Finanzberater hat mir gesagt, ich soll es loswerden", verriet Lessing. Ihr Credo lautet: "Verschenk es, oder die Steuer holt es sich!"

Gesagt, getan. Fast ihr gesamtes Preisgeld hat Doris Lessing schon auf den Kopf gehauen. Vor allem ihre Kinder, Enkel und entferntere Verwandte seien in den Genuss von großzügigen Spenden gekommen. "In zwei Jahren ist das Geld aufgebraucht", glaubt Lessing.

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Elfriede Jelinek; ddp

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Elfriede Jelinek

Die österreichische Autorin Elfriede Jelinek ist eine schüchterne Frau. Als die 61-Jährige vor vier Jahren die freudige Nachricht aus Stockholm erhielt, verschanzte sie sich in ihrer Wohnung in Wien. Sie traute sich nicht mehr, wie bisher mit der U-Bahn zu fahren. Sie reiste nicht einmal nach Schweden, um den Preis persönlich entgegen zunehmen, sondern sendete eine Videobotschaft. Zuwider waren ihr die ganzen Glückwünsche .

Zu neuer Einsamkeit verhalf ihr ausgerechnet das Preisgeld: "Ich fahre dauernd nur Taxi, muss mich aber noch daran gewöhnen, dass ich mir das jetzt leisten kann", sagte Jelinek. Den größten Teil ihrer Million sparte sie aber pflichtbewusst für ihre eigene Altersvorsorge: Sie brauche das Geld "für das Alter und den Wahnsinn", teilte Jelinek mit. Zu schrecklich sind die Erinnerungen an die letzten Jahre ihrer Eltern: Der Vater, ein erfolgreicher Chemiker, starb in einer Irrenanstalt. Die Mutter wurde fast 100 Jahre alt, und ließ Tochter Elfriede "bis zum Tod nicht aus den Klauen."

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Günter Grass; dpa

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Günter Grass

Er war bislang der letzte Deutsche, der den Literaturnobelpreis gewann. Doch was Günter Grass, Gewinner im Jahr 1999, mit seinem Preisgeld gemacht hat, erhitzt bis heute die Gemüter. Damals gab er an, das Geld für drei eigene Stiftungen zu verwenden. Diese vergeben selbst hochdotierte Preise.

Im Zuge der Diskussion über seine Jugend in der Waffen-SS im Sommer 2006 wurde Grass' Nobelpreis dann zur Verhandlungsmasse: Politiker und Historiker forderten ihn auf, den Preis zurückzugeben. Am deutlichsten wurde Literaturkritiker Hellmuth Karasek. Er wütete, Grass habe sich die Auszeichnung "erschlichen". Karasek verlangte sogar, das Preisgeld nachträglich an Opfer zu stiften. Wie Grass darauf reagierte? Inhaltlich gar nicht. Nur die Kritik nannte er niveaulos.

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Jean-Paul Sartre; AP

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Jean-Paul Sartre

Der widerspenstige Franzose ist dem Komitee in Stockholm besonders gut - oder besser gesagt schlecht - in Erinnerung. Jean-Paul Sartre lehnte die Auszeichnung 1964 rundweg ab. Das war vorher nur einmal in den 20er Jahren passiert, aber nicht mit derartiger Begründung: Er wolle sich als Sympathisant des Sozialismus nicht mit einem Preis des Westens auszeichnen lassen, schrieb Sartre.

Weniger sozialistisch soll er sich in Bezug auf sein Preisgeld verhalten haben. Bis heute halten sich Gerüchte, wonach Sartre Jahre später versucht haben soll, wenigstens den finanziellen Gewinn der Auszeichnung einzustreichen. Geklappt hat das nicht. Und Sartre dementierte die Geschichte bis zu seinem Tod 1980.

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Ernest Hemingway; AP

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Ernest Hemingway

Zwei Dinge werden wohl bis in alle Ewigkeit mit dem amerikanischen Schriftsteller Ernest Hemingway in Verbindung gebracht werden: Seine Novelle "Der alte Mann und das Meer" und der Handlungsort, seine Wahlheimat Kuba. Denn bei der Geschichte über einen alten Fischer ließ sich Hemingway von einem echten Kubaner inspirieren: Gregorio Fuentes, der in Cojimar nahe der kubanischen Hauptstadt Havanna lebte.

Deshalb verwundert es nicht, was Hemingway 1954 mit seiner Siegprämie machte: "Er hat sein ganzes Geld dem kubanischen Volk überlassen", sagt Jeanette Peterberg vom Nobel-Museum in Stockholm. So viel wie heute war das leider nicht: Bis Mitte der 50er Jahre blieb die Preissumme stets unter 200.000 Kronen.

Foto: AP (SZ vom 10.10.2008/tob)

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