Dieser Artikel erschien zuerst in "Plan W", dem Frauen-Wirtschaftsmagazin der SZ. Warum ist der Begriff Powerfrau überholt? Wie legt man am besten Geld fürs Alter zurück? Und weshalb müssen reisende Berufe neu gedacht werden? Antworten darauf und weitere Interviews und Porträts finden Sie in der digitalen Plan W-Ausgabe.
Manchmal sind es stille Beobachtungen, die ein ganzes Leben prägen können. In Helma Sicks Fall ging es um eine Nachbarin in dem kleinen Dorf, in dem sie aufwuchs. Jene war verheiratet mit einen Alkoholiker, der sie regelmäßig schlug. Alle wussten davon, keiner konnte etwas dagegen tun. Die Frau selbst vor allem nicht, denn sie war von ihm finanziell abhängig. Was hier wie eine solitäre Horrorstory klingt, zeichnete im letzten Jahrhundert den Alltag vieler Frauen. Die traumatisierten Kriegsheimkehrer, die einseitige Rollenverteilung, das kapitalistische Wirtschaftswunder. Noch bis heute unterstützt das heteronormativ geprägte deutsche Steuersystem die Versorgerehe durch das Ehegattensplitting: Einer, meistens der Mann, verdient wesentlich mehr als die andere, meistens die Frau - das wird mit Steuervergünstigungen belohnt.