Gehälter:Im Osten verdienen Frauen mehr als Männer

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In Industriebetrieben, wie hier beim Autobauer BMW, sind Frauen noch in der Minderheit. (Foto: dpa)
  • Die Unterschiede beim Gehalt von Männern und Frauen sind bekanntermaßen groß. Männer verdienen bis zu 20 Prozent mehr.
  • Eine Studie zeigt, wie sehr die Unterschiede dabei aber von der jeweiligen Region abhängen.
  • In weiten Teilen Ostdeutschlands verdienen Frauen mehr als Männer. In Gebieten mit viel Industrie sieht es anders aus.

Von Hans von der Hagen, München

Die Statistiken sind eindeutig: In Deutschland bekommen Männer für ihre Arbeit mehr Geld als Frauen. Doch wie groß der Unterschied ausfällt, hängt von der Art der Betrachtung ab. Werden Frauen und Männer mit gleicher Qualifikation und in den gleichen Berufen verglichen, liegt die Differenz nach Angaben des Statistischen Bundesamtes etwa bei sechs Prozent. Berücksichtigt man zusätzlich, dass Frauen häufiger in schlechter bezahlten Positionen arbeiten und Berufe in anderen Branchen als Männer wählen, weitet sich die Lohnlücke insgesamt auf etwa 20 Prozent aus.

Das sind die Werte, die besonders oft genannt werden, wenn es um die Gehaltsdifferenzen geht. Ihnen liegen die Bruttostundenverdienste zugrunde. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat für eine tiefer gehende Analyse nun monatliche Bruttolöhne herangezogen und kommt daher zu anderen Werten: Die Gehaltslücke liegt demnach deutschlandweit bei 14,4 Prozent. Vollzeitbeschäftigte Männer verdienen 3301 Euro, Frauen hingegen 2833 Euro. Dies ist nicht der Durchschnitts-, sondern der Mittelwert, auch Median genannt: Die eine Hälfte der Gehaltsempfänger verdient mehr, die andere weniger.

Besonders interessant sind allerdings die regionalen Unterschiede, die das Institut ebenfalls analysiert hat. Sie zeigen: In vielen ostdeutschen Regionen verdienen Frauen nicht weniger als Männer, sondern mehr. Auffällig ist das etwa in Cottbus. Dort liegt der Verdienst der Männer bei 2398 Euro, bei Frauen hingegen bei 2814 Euro. Die Lohnlücke liegt bei 17,3 Prozent zugunsten der Frauen. In Frankfurt verdienen Frauen 16,6 Prozent mehr, in Dessau-Roßlau 14,4 Prozent. Andersherum ist es zum Beispiel in einigen Orten Bayerns. In Dingolfing-Landau etwa verdienen Männer 38,4 Prozent mehr. In der BMW-Stadt liegt der Median des Bruttolohns der Männer bei 4531 Euro, jener der Frauen hingegen nur bei 2791 Euro. Ähnlich sieht es in Ingolstadt aus.

Kommt die Industrie ins Spiel, haben Männer Vorteile

Wie sind nun diese Unterschiede zu erklären? Michaela Fuchs, die bei IAB für die noch nicht abgeschlossene Studie mit zuständig ist, führt vor allem die unterschiedlichen beruflichen Möglichkeiten in den jeweiligen Regionen ins Feld. "Manchmal haben Männer die besseren Karten, andernorts sind es Frauen." Sobald die Industrie ins Spiel komme, hätten meist "Männer tolle, gut bezahlte Jobs". Entsprechend verändere sich dort die Gehaltslücke zugunsten der Männer. Das gelte umso mehr in Westdeutschland, da dort noch viele Unternehmen nach Tarif bezahlten. In Regionen wie Dessau und Frankfurt (Oder) trage hingegen der öffentliche Dienst fast schon die regionale Wirtschaft. Dort seien eher Frauen beschäftigt und verdienten vergleichsweise gut.

Auffällig ist, dass Frauen - im Gegensatz zu Männern - in Deutschland überall ähnlich verdienen. Spiegeln die Zahlen dennoch, dass Frauen in Ostdeutschland generell bessere Chancen im Vergleich zu Männern haben? Dass die Gehaltslücke womöglich auch in gleichen Berufen bei gleicher Qualifikation geringer wäre? "Aussagen darüber lassen die Daten nicht zu", sagt Fuchs. Was man aber feststellen könne: Frauen seien in Ostdeutschland besser auf dem Arbeitsmarkt unterwegs als Männer.

© SZ vom 13.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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