Gehälter der Banker:Commerzbank-Chef pocht auf Bescheidenheit

Martin Blessing hat seine Erfahrungen gemacht: Da sein Institut vom Staat gerettet wurde, musste sich der Boss der Commerzbank über längere Zeit mit einem geschrumpften Gehalt begnügen. Jetzt fordert er, die Verdienste für Banker radikal zu kürzen.

Der Chef verdient jetzt wieder mehr: Das Fixgehalt von Martin Blessing sei um satte 160 Prozent erhöht worden, meldete im Mai das Handelsblatt. Statt 500.000 Euro würde Blessing nun 1,3 Millionen Euro verdienen. Weil die Commerzbank in der Finanzkrise Staatshilfen bekommen hatte, waren die Vorstandsgehälter auf 500.000 Euro pro Jahr gedeckelt gewesen. Das Gehalt nun wieder zu erhöhen, sei nicht unanständig, weil die Commerzbank mehr als die Hälfte der Staatshilfen zurückgezahlt habe, versicherte seinerzeit der Gesamtbetriebsratschef des Geldhauses, Uwe Tschäge.

Commerzbank Bilanz-Pk

Eine Debatte mit Gehalt: Wie viel sollen Banker verdienen? Weniger, sagt Commerzbank-Chef Martin Blessing.

(Foto: dpa)

Ob unanständig oder nicht - die Zeit der finanziellen Demut hat Blessing offenbar geprägt. Jedenfalls mahnt er nun, nachdem der Unmut über seine Gehaltserhöhung verflogen ist, zur neuen Bescheidenheit in der Finanzbranche: "Es wäre angemessen, das übertrieben hohe Gehaltsniveau wieder dem der Industrie anzunähern", sagte der Mann, der auch bei offiziellen Terminen mitunter seine Unterlagen in einem Rucksack transportiert statt in der mondänen Aktentasche.

Doch Blessings Einwurf ist kein reiner Altruismus. Er weist auch auf die Vorteile hin, die die Zurückhaltung in Gehaltsfragen natürlich hätte: Die Forderungen nach einer schärferen Regulierung der Banken würde verebben.

"Wer sich zuerst bewegt, wird verlieren"

Blessing, der auch mit seinem neuen Millionengehalt weiterhin am unteren Ende der Gehaltsskala im Dax liegen dürfte, reiht sich nun also in die Riege derer ein, die nach den Exzessen im Geldgewerbe auf einen Kulturwandel drängen. Auch die Deutsche Bank hatte sich zuletzt dafür stark gemacht.

Gleichwohl sieht Blessing die Banken in einem Dilemma: "Wer sich beim Thema Vergütung allerdings zuerst und zu stark bewegt, wird verlieren - und zwar die talentiertesten Mitarbeiter."

Möglicherweise ist der Ruf nach Bescheidenheit derzeit auch etwas einfacher, weil die Geschäfte ohnehin gerade nicht besonders gut laufen. Blessing geht davon aus, dass die zweite Jahreshälfte für sein Institut schwieriger werde als die erste.

Schon vor einem Monat hatte der teilverstaatlichte Konzern wegen der sich eintrübenden Wirtschaftslage in Deutschland und der ungelösten Schuldenkrise in Europa ein schwächeres Geschäft angekündigt. Vor allem nehme die Gefahr zu, dass Kredite wieder vermehrt ausfielen. Im ersten Halbjahr hatte die Commerzbank unter dem Strich 644 Millionen Euro verdient und damit ein Drittel weniger als ein Jahr zuvor.

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