Gebühren :Von null auf 100 Euro

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Kostenlos war einmal: Ab dem 1. Oktober erhebt die Postbank für Geschäftskunden eine monatliche Gebühr in Höhe von 8,90 Euro. (Foto: Franz-Peter Tschauner/dpa)

Die DeutscheBank schlägt bei den Kontogebühren für ihre Geschäftskunden jetzt kräftig zu.

Von Heinz-Roger Dohms, Hamburg

Als sich Michael Schmied (Name geändert) vor einigen Jahren selbständig machte, musste er nicht lange überlegen, bei welcher Bank er sein Geschäftskonto eröffnen würde. "Ich habe mich damals sehr bewusst für die Deutsche Bank entschieden. Das macht auf den Rechnungen einfach einen professionelleren Eindruck, als wenn Sie bei einer kleinen Volksbank oder einer wenig bekannten Direktbank sind." Daneben habe allerdings ein weiteres Argument für die Deutsche Bank gesprochen: "Das Angebot war kostenlos."

Das mit dem professionellen Eindruck findet Michael Schmied heute immer noch - trotz mancher Skandale, die sich das größte deutsche Geldhaus in den vergangenen Jahren geleistet hat. Das zweite Argument hingegen ist in Kürze hinfällig. Denn vor wenigen Tagen erreichte Schmied ein Brief seiner Filiale. Inhalt: Vom 1. Oktober an könne die Deutsche Bank die "monatliche Grundpreisbefreiung aufgrund des erheblich veränderten Marktumfeld nicht weiter aufrechterhalten". Anders ausgedrückt: Schmied soll jetzt 8,90 Euro im Monat bezahlen. Aufs Jahr hochgerechnet sind das 106,80 Euro.

EZB-Negativzins kostete 2017 die deutsche Kreditwirtschaft schon 900 Millionen Euro

Zur Zahl der Betroffenen gibt die Deutsche Bank keinen Kommentar. Stattdessen stellt sie sich auf den bemerkenswerten Standpunkt, beim monatlichen Grundpreis ändere sich ja nichts. Um das zu verstehen, muss man wissen, die bisherige Nullgebühr galt in der Tat nur für Konten, auf denen sich im Monatsschnitt mindestens 5000 Euro befanden. Für viele selbständige Unternehmer ist das allerdings keine allzu hohe Hürde. Darum schätzen Branchenexperten, dass Tausende, eher Zehntausende, Kunden betroffen sind.

Bemerkenswert ist der Schritt aus mindestens zwei Gründen. Zum einen verzichtete die Deutsche Bank zuletzt im Unterschied zu vielen Wettbewerbern darauf, ihre Kontoentgelte anzuheben. Darum stellt sich die Frage, ob nun auch Privatkunden mit höheren Gebühren rechnen müssen. Aktuell seien keine Veränderungen beim Grundpreis geplant, sagt ein Sprecher Zum anderen zeigt der Fall exemplarisch, dass immer mehr Banken hierzulande gewillt sind, an der Entgeltschraube zu ziehen - auch auf die Gefahr hin, Kunden zu verlieren.

Tatsächlich ist die Deutsche Bank nämlich dieser Tage nur ein Beispiel unter vielen. Die Sparda-Bank Berlin kündigte vergangene Woche an, ebenfalls von Oktober an bis zu 3,90 Euro von jedem Kontoinhaber zu verlangen - dabei galten gerade die bundesweit zwölf Sparda-Banken bislang als starke Verfechter der Kostenlos-Kultur.

Die Bild berichtete unterdessen von einer hessischen Volksbank, die für Ihr "Privatkonto" sogar 30 Euro verlange. Nicht etwa pro Jahr. Sondern ebenfalls pro Monat.*

Auch wenn die Erhöhungen in manchen Fällen maßlos erscheinen - per se ist nachvollziehbar, dass viele Banken ihre Girokonten nicht länger kostenlos anbieten. Aufgrund der niedrigen Zinsen tut sich die Branche immer schwerer, das Geld ihrer Kunden mit Zinsgewinn anzulegen. Stattdessen bunkern sie das überschüssige Geld bei der EZB und nehmen dafür sogar den fälligen Strafzins von 0,4 Prozent in Kauf. Die Beraterfirma Barkow Consulting hat jüngst errechnet, dass der EZB-Negativzins allein die deutsche Kreditwirtschaft in diesem Jahr schon rund 900 Millionen Euro gekostet hat.

"Die Banken müssten sich Gedanken machen, wie sie ihren Betrieb überhaupt noch finanzieren", sagt Dirk Müller-Tronnier, Bankenexperte bei Ernst & Young. Deshalb liege es nahe, einfach die Gebühren zu erhöhen - "sofern man sich das leisten kann". Kann die Deutsche Bank das? Eine betroffene Geschäftsfrau meinte gestern, sie sei zwar "angesäuert". Doch bevor sie die Mühen eines Kontenwechsels auf sich nehme, halte sie dem Institut wohl die Treue. Michael Schmied sieht das anders: "Ich werde mir jetzt definitiv anschauen, welche Angebote andere Banken für mich haben."

*Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es an dieser Stelle: "Ein weiterer Fall ist die Sparkasse Harburg-Buxtehude. Sie will Online-Kunden, die bislang nichts für ihr Konto zu zahlen brauchen, in Zukunft 7,50 Euro monatlich abknöpfen." Das ist nicht korrekt. Der Pauschalpreis beträgt momentan sechs Euro und wird nur um 1,50 Euro auf 7,50 Euro erhöht.

© SZ vom 08.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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