Gebühren bei Banken:Sparkassen fordern von eigenen Kunden Geld fürs Abheben

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  • Bislang hat etwa jede zehnte Sparkasse eine Gebühr fürs Geldabheben eingeführt.
  • Bei etwa der Hälfte dieser Institute sind noch zwei bis fünf Abhebungen im Monat gratis, danach erst wird eine Gebühr fällig.

Von Harald Freiberger und Jan Schmidbauer, München

Schon seit einiger Zeit erhöhen Banken alle möglichen Preise, um Verluste auszugleichen, die sie durch die niedrigen Zinsen erleiden. Nun haben sie offenbar ein neues Feld entdeckt: Immer mehr Institute verlangen auch von eigenen Kunden Gebühren, wenn diese am Automaten Geld abheben. Das ermittelte das Finanzportal www.biallo.de in einer Erhebung bei den bundesweit rund 400 Sparkassen: 44 Institute, also rund jedes zehnte, hat eine solche Abgabe eingeführt.

"Bei etwa der Hälfte dieser Institute sind noch zwei bis fünf Abhebungen im Monat gratis, danach wird eine Gebühr von in der Regel 0,50 Euro, manchmal aber auch einem Euro fällig", sagt Horst Biallo, der die Untersuchung leitete. Die andere Hälfte, rund 20 Sparkassen, lange schon bei der ersten Abhebung zu.

Der deutsche Sparkassenverband (DSGV) wies das zurück. "Das Abheben an einem der rund 25 000 Geldautomaten der Sparkassen ist für Kunden der Sparkassen natürlich nach wie vor kostenlos", sagte ein Sprecher. Nur wer ein entsprechendes Kontomodell wähle, zahle wie bei anderen Instituten auch für Abbuchungen.

"Wir müssen unsere Preise so kalkulieren, dass sie den Aufwand widerspiegeln"

Für Biallo hat dies "nichts mit der Realität zu tun". Kunden zahlten eben nicht nur für Abbuchungen, sondern auch für das Abheben von Automaten des eigenen Instituts. In der Regel sei das Kontomodell betroffen, das die meisten Kunden haben: Die Konten seien günstig, dafür verlange die Bank für Einzelposten Geld. "Gerade wenig betuchte Kunden sind davon betroffen", sagt Biallo.

Die Sparkasse im ostfriesischen Aurich-Norden ist eine der Banken, die nun kassiert. Wer mehr als zweimal pro Monat an den Automaten geht, zahlt 50 Cent pro Abbuchung - vorausgesetzt, er hat das Basiskonto. Gratis bleibt das Geldabheben dagegen für Online-Kunden und für Inhaber eines relativ teuren Pauschalkontos, für das monatlich 8,50 Euro fällig werden. Kunden, die nicht online-affin sind, zahlen also drauf.

"Wir müssen unsere Preise so kalkulieren, dass sie den Aufwand widerspiegeln", sagt Inka Lottmann, Vorstandsmitglied der Auricher Sparkasse. Das Konto nutzten Kunden, die relativ wenig Umsätze hätten. "Für die kann sich das durchaus lohnen." Oft seien es Rentner, die nur selten Überweisungen durchführen und Geld abheben. Nach Angaben von Lottmann ist es für einige Kunden oft günstiger, Gebühren für bestimmte Transaktionen zu zahlen, als eine teurere Grundgebühr zu berappen.

© SZ vom 31.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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