Nach Corona:Das neue knappe Gut

Tarifeinigung im Kfz-Gewerbe Niedersachsen

Plötzlich gefragt: Neu- und Gebrauchtwagen bei einem Autohändler in Dresden.

(Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Eine Frage, eine Antwort: Warum sind Gebrauchtwagen in der Pandemie eigentlich teurer geworden?

Von Marie Steffens

Normalerweise findet man sie an fast jeder Ausfallstraße oder im Internet: Gebrauchtwagen. Mal sehr günstig, mal teuer und gepflegt, ein anderes Mal fast schrottreif. Die Auswahl on- und offline ist oft überwältigend. Doch, wie so vieles, hat sich auch das seit dem Eintreten der Corona-Pandemie geändert. Es gibt weniger Auswahl an Fahrzeugen, und vor allem die Gebrauchtwagen sind viel teurer geworden. Besonders der Diesel kostet mehr als vor einem Jahr, berichtet die Deutsche Automobil Treuhand (DAT). Burkhard Weller, geschäftsführender Gesellschafter der Automobilhändlergruppe Weller, schätzt den Anstieg der Preise auf fünf bis sieben Prozent. Besonders begehrte Modelle seien teilweise bis zu zehn Prozent teurer. Aber wieso?

In der Corona-Pandemie wurden wegen Produktionsstopps und langer Wartezeiten viel weniger Neuwagen gekauft und produziert. Gleichzeitig investierten Firmen und Vermieter aufgrund des Home-Office und mangelnder Nachfrage seltener in Dienst- und Mietwagen, diese werden in der Regel nach kurzer Zeit als Gebrauchtwagen weiterverkauft. Erst seit Kurzem stocken sie ihre Flotten wieder auf. Dadurch können bisher viel weniger gebrauchte Autos zum Verkauf angeboten werden. Auch die Anzahl an Tageszulassungen habe sich reduziert.

Die ohnehin geringere Anzahl an Autos trifft nun aber auf den Nachholbedarf der Käufer, die während des Lockdowns keine Autos kauften und vor Ort ansehen konnten. Dazu kommt: Viele, die sonst ohne Auto ausgekommen sind, legen sich aus Angst vor dem Virus einen Gebrauchtwagen zu. Diese sind in der Pandemie also beliebter geworden - mehr Nachfrage, weniger Angebot.

Die Bestände sind einer DAT-Umfrage zufolge noch nie so gering gewesen. Besonders junge Gebrauchtwagen fehlen. 77 Prozent der Händler berichteten, dass es zurzeit schwierig sei, Fahrzeuge anzukaufen. Sie seien momentan ein knappes Gut. Daher müssen die Händler sie auch nicht billig verkaufen.

Das gilt nicht nur für junge Gebrauchte, sondern auch für ältere Modelle. "Wenn das jüngere Auto nicht im Markt ist, greift man zum Auto, das ein Jahr älter ist. So drückt das bis nach unten durch", sagt Ansgar Klein, Chef des Bundesverbands freier Kfz-Händler. Die Preissteigerung wird wahrscheinlich noch bis Anfang 2022 anhalten. Auch, weil es bei der Produktion der Neuwagen wegen der internationalen Halbleiterkrise immer noch Probleme gibt. Manche hoffen, dass die Händler es mit den Preisen trotzdem nicht übertreiben - schließlich sind es immer noch nur Gebrauchtwagen.

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